Urlaub auf den Liparischen Inseln vor der Nordküste Siziliens garantiert Ruhe in der Nacht, wenn die Tagesgäste mit dem letzten Schiff das Weite suchen.
Einschiffung in Milazzo
Das Meer ist aalglatt, die Sonne scheint ungetrübt aus einem strahlend blauen Morgenhimmel. Linkerhand, auf der Landspitze der Altstadt steht auch hier eine große Normannenburg, die wir noch nicht gesehen haben. Auf der anderen Seite eine große, rauchende und stinkende Raffinerie. Klar gibt sie Arbeitsplätze, die Burg nicht mehr, aber damit ist Millazzo wieder aus unserer Hitliste gestrichen.
Wir schippern eineinhalb Stunden auf dem Meer, lassen die ersten Besucher auf Lipari zurück und erkennen im Dunst am westlichen Horizont die Mini-Inseln Alaudi und Friaudi, die touristisch kaum erschlossen sind und auf denen die wenigen Familien immer noch vom Fischfang leben.
Panarea
Eine hübsche, kleine Kirche lädt kurz zum Verweilen und Nachdenken ein. Überall wird die Sommerpracht aufgemöbelt, überall sind Handwerker dabei, alles wieder flott zu machen für die Ankunft der Berühmtheiten wie Tom Cruise, Nic Nicolson etc. Eigentlich besteht dieses Dörfchen nur aus Ramschläden, Lokalen, der berühmten Promi-Disco und Villen. Dazwischen wohnen die Bediensteten und Versorger. Uns ist die Insel nicht autenthisch genug. Aber die Aussicht auf das Meer und die darin versunkenen Krater mit ihren einzigartigen Felsformationen begeistert natürlich auch uns.
Nach zweieinhalb Stunden Aufenthalt, noch einer schnellen Granita (viel zu kalt auf der Zunge) tuckern wir weiter zur Insel Stromboli. Die mächtigen Felsgebilde der versunkenen Krater bewundern wir noch vom Schiff aus. Danach hält der Kapitän auf Stroboli zu und dreht vor einer öden, kleinen Siedlung mit weit verteilt liegenden Häusern bei. Hier sollen wir bleiben?
Er erklärt, dass hier erst vor fünf Jahren Strom und Wasser verlegt wurde – warum bauen die Leute auf so einem Fleckchen Erde ihr Haus? Oben raucht und stinkt der Vulkan, das Meer tobt von unten, von den „kleinen“ Seebeben ab und an ganz zu schweigen!
OK – das ist gar nicht unser Ziel – Gott sein Dank!
Stromboli
Auch die Hauptstrasse ist echt italienisch, als ein knatterndes Dreiradauto alle in die Hauseingänge scheucht. War auf Panarea alles sauber, sieht es hier dafür schon recht verbraucht aus. In den vielen Touristenshops kann man sogar Wanderschuhe für die Vulkanbesteigung leihen. Wer will das wirklich – verschwitzte Schuhe leihen?
Wir sitzen im einzigen (und extrem teuren) Café´ am Platze mit einem sehr schönen Blick auf das Meer und den alle zwanzig Minuten im Takt rülpsenden Stromboli, denn dann pufft eine dicke schwarze Wolke aus seinem tiefsten Inneren und alle Leute ringsum verfallen in totale Begeisterung ob der Rauchwolke, die sicherlich nicht gerade umweltfreundlichen Qualm in die Athmosphäre pustet.
Ein kurzer Stopp in der von Außen recht maroden und im Inneren doch so lieblichen Kirche bringt Ruhe in mein etwas aufgewühltes Gemüt. Stromboli – welche Geschichte, welche Ereignisse und wieviele Touristen im Jahr? Das Haus von Ingrid Bergmann, als sie zu den Filmaufnahmen zu „Postman“ hier war, laufen natürlich alle an.
Trotz all der Souvenirs finden wir für Anton ein putziges T-Shirt und dann geht es zurück zum Pasta-Essen auf’s Schiff. Dort wird in riesigen Brätern und Töpfen gekocht. Tetrapackwein Θ, Wasser & Brot stehen schon auf den Tischen. Wir ergattern wieder unser Eck von der Herfahrt und machen es uns – soweit das hier überhaupt geht – gemütlich. Die Pasta kommt auf recht stabilen Plastiktellern und schmeckt erstaunlich gut. Sogar einen Nachschlag gibt es für die ganz Hungrigen.
Bald sind wir direkt unter dem Krater angekommen, der weiter vor sich hin pufft. Das Schiff hält und wir fiebern dem Höhepunkt der Fahrt mit gezücker Kamara entgegen. Doch bis auf dicken schwarzen Rauch, der von oben immer wieder vom Blitzgewitter der dort ausharrenden Bergsteiger beleuchtet wird, ist nichts Spektakuläres zu sehen. Tja, nach einer halben Stunde springen die Schiffsmotoren an – die meisten haben sich schon wieder in das Innere des Schiffs verzogen – da , oh ja – ein Funkenregen in Feuerrot erhellt den Abendhimmel – er hat uns doch noch gezeigt, was er drauf hat!
Ein tolles Bild, ein tolles Erlebnis, das wir noch lange mit unserem inneren Auge sehen. Jetzt hat sich das Warten doch noch gelohnt!
Immer diese Pauschaltouristen
Das ist doch einfach billig, noch dazu, dass wir den Dicken von unserem Platz und Brotkorb verscheuchen müssen. Nein, wir sind definitv nicht Gruppenreisen tauglich. Mich strengt das echt an und so vertiefe ich mich in meinen lustigen Sizilienkrimi von Tante Poldi, bis wir die Lichter und den Hafen von Millazzo wieder sehen.