Vorzeitliche Zeugenberge aus vom Wasser zerfressenem Kalkstein, grüne Bergrücken, die wie eine Elefantenfamilie am Horizont von Westen nach Osten ziehen und dazwischen rostbraune Flecken frisch gepflügter Tabakfelder inmitten von all dem Grün in Kubas Westen.
Der Nationalpark Vinales
Juan Carlos, unser Guide, wartet unter den Arkaden vor dem Büro des Nationalpark Vinales gegenüber der 2011 mit Hilfe der deutschen Botschaft renovierten kleinen Gemeindekirche. Wir verlassen den beschaulichen Ort mit seinen kunterbunten Häusern auf einer schmalen Straße am Baseballfeld vorbei und freuen uns an all den gepflegten, mit blühenden Sträuchern bepflanzten Vorgärten.
Unten am Fluss ein riesiger, über und über blühender Trompetenbaum vor einem kleinen, ärmlichen Bauernhof. Das große, braune Muli kaut missmutig auf dem Maisstroh in der Traufe herum und kann unsere Begeisterung an den giftigen Blüten nicht teilen. Ein Stück weiter weidet ein alter Schweinehirte seine Ferkel im schattigen Grün neben dem Feldweg, in dessen steile Lehmwände die Vögel kleine Lehmwände gepickt haben.
Auf dem Feld dahinter hat schon die Tabakernte begonnen. Die Campesinos pflücken hier nicht wie bei uns früher die gelben Blätter von unten, sondern schneiden je zwei grüne Blätter mitsamt dem Stängel von oben ab. Diese hängen sie dann dicht an dicht auf Eukalyptusstangen zwischen dreieckige Böcke auf dem Teil des Feldes, auf dem sie die Tabakstauden schon bis auf den Boden abgeschnitten haben.
Café Ramon
Den Namen hat die Bar übrigens von der zahmen und beeindruckend großen Baumratte, die im Dach der Strohhütte haust.
Valle del Palmeria
Weiße Vögel fliegen immer wieder auf, um sich in die frische Furche zu setzen. Dort picken sie Engerlinge, Regenwürmer und Maden aus der feuchten Erde.
Unsere erste Zigarre
Der warme, erdig-holzige Duft des Rohtabaks ist viel angenehmer als später der Rauch der Zigarren. Ein Guajiro dreht uns eine Zigarre aus Waschleder weichen, dunkelbraunen Blättern. Die Blätter wurden mit einer Soße aus wilden Blumen, Zucker, Anis, Zimt, Honig und Ananasschalen besprengt und dann fest in große Pakete gepackt, die mit der Rinde der Königspalme als Humidor dann mehrere Monate fermentieren (Den großen Unterschied zu Pu-Ehr Tee in Tibet sehe ich da nicht, außer dass man Teeblätter nimmt und das Ganze dann nicht raucht).
Zum Drehen einer Zigarre entfernt der Guajiro die mittlere Rippe und zerlegt damit die Blätter in zwei Hälften. Je nach Stärke der Zigarre legt er dann drei bis vier Blätterhälften aufeinander und kürzt das Bündel oben und unten um ein Viertel. Die abgeschnittenen Enden klappt er dann ein und rollt das Ganze, indem er eine besonders gleichmäßig fermentierte, fleckenlose Blatthälfte diagonal unterlegt.
Jetzt gehört der Rohling noch für ein paar Tage in die Pressform. Da wir darauf aber nicht warten wollen, zaubert der Guajiro eine fertige Zigarre aus dem Ärmel, zündet sie an und reicht sie an uns weiter – jetzt haben wir eine Familientüte.
Die genießen wir auf der Veranda des Farmhauses bei Cuba Libre und Pina Colada bis wir uns beschwipst auf den Heimweg machen.

Paladar Casa El Campesino YURY&NINO 22°37’14“N 83°42’13“W