Artikelserie Sizilien
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In Cefalù haben die Toten ihre eigene Stadt in der Contrada St. Barbara. Dass auf den Wegweisern „Cimitero“ also Friedhof steht, ist irreführend. Besonders samstags, wenn dort Markttag ist.
Am Tor der Totenstadt steht ein Bettler, der die Besucher mit einem freundlichen „Buongiorno“ begrüßt und seine Mütze hinhält, wohl wissend, dass keiner der mit weißen und gelben Lilien, Blumengebinden und allerlei Utensilien Beladenen eine Hand freihat, um zu geben.
Die „Hauptstraße“ des Cimitero ist gesäumt von prächtigen, zweistöckigen „Villen“ im Stil der Neugotik, des Barock oder mit maurischen Kuppeldächern, die das Kreuz statt dem Halbmond ziert. Hier wohnen die Verstorbenen, meist eine ganze Sippe in einem Haus: Die Haustüre steht meist offen, um die kühle Luft des Morgens in die alten Gemäuer zu lassen.
Da liegen sie dann friedlich vereint: Die Schwiegermutter, die hundertjährig noch das Regiment führte, er Schwiegersohn, der zu Hause nichts zu sagen hatte, aber bei seinen Freunden der Frauenheld war. Die Ehefrau, die darüber nur lächelte und froh war, ihre sieben Kinder eins nach dem anderen erwachsen werden zu sehen. Wohl wissend, dass eines Tages alle wieder in diesem Haus vereint ihrer Auferstehung harren würden.
Die Enkel und Urenkel schmücken heute die Grabplatten kleinen Altäre mit frischen Blumen und kramen dann beim Verlassen „Der Stadt des Jenseits“ dann das Kleingeld für den Bettler aus der Tasche. Draußen wartet das lärmende, lebendige Diesseits.
Heute ist Markttag – hier wird Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch fürs Wochenende gekauft wie jeden Samstag direkt vor dem Tor „Der Stadt der Toten“.