Ein Palast so groß wie eine ganze Garnisonstadt! Was am Limes nur noch als ausgegrabenes Fundament sichtbar ist, erleben wir in Split live – mit römischen Soldaten und alter Musik.
Von Brac nach Split – ein Katzensprung!
Schräg hinter uns lächelt die schwarze Sphinx so unergründlich, wie schon zu Lebzeiten Diokletians vor 1700 Jahren, in dessen Palast wir staunend das Treffen dreier Zeitalter zu verstehen suchen: Ägyptische Sphinx, Palast eines römischen Kaisers in Dalmatien, deutsche Traumwanderer mit Kaffee aus der neuen Welt.
Sphärische Klänge einer mehrstimmig gesungenen Weise lenken meine Gedanken zurück in die Gegenwart. Gestern noch haben wir auf Brac gebadet und auf dem wunderbaren Parkplatz am Hafen von Supetar übernachtet mit Kiesstrand und glasklarem Meer direkt vor der Tür unseres Wohnmobils.
Heute Morgen dann mit der Autofähre nach Split übergesetzt und dank der Auskunft eines Jadrolinja Einweisers den praktischen Parkplatz an der Autozug Verladung gefunden. Sicher bewacht und nur wenige Gehminuten von Splits Altstadt entfernt (siehe Stadtplan).
Der Palast Kaiser Diokletians
Wir ignorieren die Verkaufsstände mit Touristenramsch, die heute dort ihre Waren feilbieten und gehen die Stufen hoch ins Peristyl und tauchen direkt unter dem Balkon wieder auf, von dem der Kaiser seine Untertanen begrüßte. Aus dem Empfangsraum direkt über unseren Köpfen kommt der Gesang.
Die schmale Treppe hoch und wir stehen in einem großen, runden Hof, der von einer oben offenen Kuppel überdacht wird. Hier singt eine Gruppe von sechs Männern Klapa: Traditionelle, dalamatinische Weisen ausschließlich von Männern mehrstimmig vorgetragen und das in einem Raum mit unendlicher Akustik:
Vom Mausoleum des Gottkaisers zur Kathedrale der Maria
Diokletian, der Jupiter gleiche Gott auf Erden musste seine Grabstätte räumen, um den von ihm als Staatsfeind Nr.1 verfolgten Christen Raum zu machen für ihren Kult – das übertrifft wahrscheinlich die übelsten Alpträume, die er zu Lebzeiten hatte. (Diokletian in Wikipedia)
Dieser Umwidmung ist es zu verdanken, dass wir in einem der ältesten, noch vollständig erhaltenen Gebäude Europas stehen. Es wurde vor tausend Jahren dann zur Kathedrale und erhielt weitere dreihundert Jahre später den Kampanile des Hl. Domnius an seine Seite gestellt. Den unterschiedlichen Stockwerken sieht man auch an, dass dessen Bau sich über einige Stilperioden hinzog.
Weitere 250 Jahre später wurden dann um 800 nach Christus, die Kirchen Sveti Donat in Zadar und der Dom Karls des Großen in Aachen in gleicher Weise erbaut, aber wesentlich schlichter ausgestaltet .
Wie wurde wohl das Wissen um Statik und Bautechnik über so lange Zeiten und Entfernungen hinweg weitergegeben?
Eine Garnisonsstadt als Palast
Genauso waren alle Legionsstätte am Limes und im südlichen Bayern gebaut: Quadratisch, vier befestigte Tore in der Mitte der Seiten, große Türme an den Ecken, dazwischen kleinere und die Tore durch zwei Hauptstraßen miteinander kreuzweise verbunden.
Ein Quartier für die Soldaten der Leibgarde, eines für die Verwaltung und die Bediensteten, die anderen für die Götter und den Palast des Kaisers. Ein gut befestigter Altersruhesitz, weit weg von Rom und eine ordentliche Nachfolgeregelung waren unabdingbare Voraussetzung, wenn man als römischer Kaiser eines natürlichen Todes sterben wollte.
Alles für Leib und Seele
Der freundliche Wirt, die Salatplatte Portas, eine Pizza Capriccioso, Wasser & Wein und hinterher zwei Kava für 183 Kuna (26.-€) – ein Geheimtipp!
Frisch gestärkt durchschreiten wir das Tor, durch das der Kaiser und die Besucher üblicherweise den Palast betraten und rätseln an der Bedeutung der Gestik der riesigen Bronzestatue von Bischoff Grgur Ninski (Gregor von Nin, Bischof und Kanzler des kroatischen Königreichs), der die rechte Hand erhoben, in der linken die Bibel, Gott zum Zeugen seiner Predigt zu machen scheint.
Ein paar Schritte weiter werden Antiquitäten sowie Kunst und Krempel auf offenen Ständen angeboten. Hier könnte man lange stöbern, aber wir machen einen kleinen Bogen durch die engen Gassen der „Neustadt“ des venezianischen Viertels zum Hafentor, das zwischen den mächtigen Türmen des venezianischen Kastells eingeklemmt ist.
Dort wacht das Denkmal des Dichters Marko Marulic über den einzigen, verbliebenen Stand des Obstmarktes. Der aber hat sich den Bedürfnissen seiner touristischen Kunden angepasst: Früchte aus aller Herren Länder werden mit Eis gekühlt zu Säften verarbeitete, die man bei Lounge-Musik vor Ort geniest.
Ein schöner Ausklang für anstrengendes aaber sehr interessantes Sightseeingprogramm!
P.S.: Einen Stadtplan mit Führer finden Sie im Archiv, mehr zu
Stadt und Tourismus auf der Seite des Tourismusbüros.