Sonnleitn im Schnee

Nur unser Feriendorf Sonnleitn, knapp unterhalb der Passhöhe der Nassfeldstrasse vom Gailtal ins Italienische gelegen, gereicht heute seinem Namen nicht zur Ehre. Kalt, grau, neblig. Der feine Schnee treibt am Fenster vorbei und setzt sich leicht auf den Tisch vor unserem alten Bauernhaus.

Herrlich! Heute bleiben wir am warmen Kachelofen, trinken Tee, schreiben Tagebuch und genießen den Winter von Innen. Andere müssen im Schilift frieren, nur um ihre Tageskarte auszunutzen. Arme Schifahrer!

Nachdem der Schnee um eine weitere Handspanne gewachsen ist, hat sich der Nebel dann doch ins Gailtal verzogen. Nichts wie raus und durch tief verschneiten Tann auf die Schlanitzer Alm, da wartet Glühwein und heiße Schokolade mit Sahne. Ein Spaziergang mit ein paar Höhenmetern für die Kondition und das schlechte Gewissen (wegen erwiesener Faulheit).

Gestern waren wir oben am Pass, der vor hundert Jahren, nach dem Eintritt Italiens in den furchtbaren I. Weltkrieg, Schauplatz erbitterter Stellungskämpfe war. Die freiwilligen k&k-Salzburger Schützen waren nach „Ausbildung“ im Exerzieren mit Holzlatten und Schießen mit Zimmerstutzen in einem vierzehnstündigen Gewaltmarsch auf den Pass verlegt worden, um den italienischen Angriff abzuwehren. Jeder Zehnte von ihnen fiel in den nächsten Monaten.

Ihnen zu Ehren wurde im Januar 1916 die Gedächtniskapelle am Nassfeld mit dem Grab des unbekannten Soldaten geweiht, in der sich heute jedes Jahr am 27.September die italienischen und österreichischen Gebirgsjäger die Hand zum Gedenken an den Frieden reichen – möge das für immer so bleiben!

Für den Sommer merken wir uns schon mal die Wanderung des Alpenvereins rund um den Monte Carnizza (Garnitzenberg) vor, der an der Passhöhe beginnt. Wir folgen dem auch im Winter breit geräumten Ziehweg bis zum Alpengasthof Plattner, auf dem wir Kaffee und Kuchen, vor allem aber die grandiose Aussicht bei herrlichem Sonnenschein geniesen