- Istrien, das grüne Herz Europas
- Opatija, Nostalgie und Sachertorte
- Pula, römische Provinzstadt
- Rovinj, die Erhabene an der Adria
Eintauchen in die Geschichte Pulas fängt mit den Gladiatoren in der Arena an und endet mit den Eroberern der Neuzeit, Touristen aus aller Herren Länder!
Das Amphitheater
Plötzlich – ein Surren wie von einem Hornissenschwarm, das sich zum Brausen und Pfeifen steigert. Mit Karacho fliegt der Octocopter eines Filmteams durch den mittleren Bogen auf uns zu und dreht in der Arena seine Runde. Weder Gladiatoren noch Löwen zu sehen – nur Touristen! Da kommt die fliegende Kamera doch glatt zweitausend Jahre zu spät! Das Amphitheater wurde zur gleichen Zeit wie das Kolosseum in Rom erbaut und bot 20.000 Besuchern Platz, deutlich mehr als Pula damals Einwohner hatte.
Keine halbe Stunde vorher sind wir mit dem Bus der Linie 25A aus Medulin nach Pula gekommen, wo unser WoMo auf einer idyllischen kleinen Insel unter Kiefern und Pinien direkt am Meer steht. Auf dem Weg sind wir am „Giardino“, dem Flanierplatz der Pulanesen, an der Porta Gemina, dem Zwillingstor, und dem Herkulestor vorbeigekommen, einem Teil der alten römischen Stadtmauer, das heute direkt in ein italienisches Café führt. Durch das Zwillingstor wollten wir ins Archäologische Museum und zum römischen Theatergehen. Doch denkste – ersteres ist seit 2013 wegen Renovierung geschlossen und sollte laut Schild seid März 2014 wieder geöffnet sein und letzteres ist schon vor langer Zeit als Steinbruch für das venezianische Kanonenfort genutzt worden.
Die königlich-kaiserliche Festung
Vom Fort steigen wir hinab zur uralten Basilika aus der spätrömischen Zeit, der Kathedrale zu Maria Himmelfahrt. Erbaut im 5. Jahrhundert im Stil einer dreischiffigen, römischen Basilika ist das mit Sicherheit die älteste Kirche in der wir je standen. Der Campanile aus venezianischer Zeit ist erst dreihundert Jahre alt und deutlich weniger beeindruckend.
Wir halten uns links, auf der Riva am Hafenbecken entlang und bestaunen Fischkutter, die ihre riesigen, rostroten Netze mit der Winde umschichten. Feinmaschig wie gigantisch große Gardinen entgeht denen sicher keine Sardine – leider?
Das römische Forum
Das Rathaus daneben ist ein Mischmasch der Jahrtausende, wie man leicht erkennen kann, wenn man das Puzzle der östlichen Außenwand aufmerksam betrachtet.
Noch spannender finden wir aber das Kunstcafe Cvajner, von dessen Terrasse sich das Treiben auf dem Platz des Forums bequem bei einem Café Frappé mit Baileys genießen lässt. Im Inneren fällt neben den Fresken an der Wand vor allem das Sammelsurium bunt bemalter Tische auf, die entweder als Spielbrett dienen oder einfach der Laune eines Künstlers entstammen.
Die Flaniermeile
Einen kleinen Abstecher machen wir noch zum Fußbodenmosaik einer römischen Villa im Hinterhof eines Wohnhauses. Ein alter zahnloser Pulanese mit grauem Schnauzbart erklärt uns freundlich die grausame Szene, die das zentrale Motiv ist in der Mitte bildet:
Dirke, die eifersüchtige Gattin des griechischen Königs Lykos, wird von den Zwillingen Zethos und Amphion an einen wütenden Stier gefesselt, der sie zu Tode schleifen soll. Ein Schicksal, das Dirke Antiope, der Mutter der beiden Männer, zugedacht hatte, nachdem sie diese bereits zuvor aus Eifersucht eingekerkert hatte.
Was den Hausherrn vor zweitausend Jahren wohl veranlasst hat, ausgerechnet diese Geschichte in seiner Villa verewigen zu lassen – eine eifersüchtige Gemahlin?
Wir beenden unseren Stadtbummel am Triumphbogen des Sergius Lucius, den seine Schwester ihm und seinen zwei Brüdern nach der siegreichen Schlacht von Actium 31.vor Christus errichten hat lassen. Octavian hatte in der Seeschlacht von Actium Antonius und Kleopatra besiegt, die dann nach Ägypten flohen. Die Spaltung des Reiches nach der Ermordung Cäsars war damit bald beendet und aus Octavian wurde Augustus, aus den Sergei Brüdern und ihrer Legion Reservisten und im römischen Reich ein für viele Jahrzehnte währender Frieden.
Wir gehen noch ein paar Schritte unter den schattigen Bäumen des Giardino und warten auf unseren Bus 25A nach Medulin, um den wunderbaren Tag mit Sonnenbad und Schwimmen ausklingen zu lassen.