Die langen, dünn gefiederten Schwanzfedern des berühmtesten Vogels Mittelamerikas flattern hinter ihm her, wie ein Brautschleier im Wind. Wer den seltenen Quetzal sehen will, muss vor Sonnenaufgang aufstehen und wissen, wo wilde Avocadobäume wachsen – dann heißt es nur noch Geduld und gute Augen haben.
Wie alles begann
Sie lebten zuerst in einem kühlen und nebligen Tal zwischen den Vulkanen Turrialba und dem Irazu nördlich von Cartago. Doch der gefährliche Irazu begann nach einer langen Ruhepause erneut zu grollen. Die Erdstöße waren nicht allzu stark, doch eine ständige Bedrohung – zu viel für die junge Leonora. Zu der Zeit arbeitete Eddie noch als Knecht auf der Farm eines entfernten Verwandten, träumte aber schon immer davon, eine eigene Farm zu haben.
Sie hatten von einer Familie gehört, die dem Rio Savegre in die Berge gefolgt waren und dort, hoch oben auf 3000m den Nebelwald rodete und Viehwirtschaft betrieb. So machten sie sich mit zwei Mulis auf den Weg in die Berge nach San Gerardo de Dota.
Almwirtschaft in Costa-Rica
In den letzten beiden Kriegsjahren hatten die USA auf über 3.000m den alten Weg über die „Höhe der Toten“ bis nach Panama vorangetrieben, um einen Landweg zum strategisch äußerst wichtigen Kanal zu haben. Die Panamericana verläuft weit weg von der Küste auf dem Höhenzug, der Costa Rica von San José´ bis San Isidro von Norden nach Süden durchzieht.
Bis dahin hatten die Chacóns aus dem geschlagenen Holz links und rechts des Savegre Holzkohle gebrannt, die sie auf Mulis zu Tal brachten und verkauften. Die gerodeten Flächen waren dann Weideflächen für Rinder, da sich das Vieh im Tal auch gut verkaufen lies. Dort war es viel zu warm und in der Regenzeit auch zu nass für die Rinderzucht. Der Zufahrtsweg sollte es ermöglichen, die wertvollen Bäume an die Panamericana zu bringen, damit sie dort abgeholt werden konnten.
Das Paradies des Quetzal
Dort wo seit 1991 die Blockhaussiedlung Paraiso del Quetzal mit seinen Zelthäusern und der Almhütte als gemeinsamen Restaurant ist, hat Eddie den Bach in Mühlweihern gestaut und eine Sägemühle betrieben. Dank des umsichtigen Holzeinschlags, bei dem der Urwald in seiner Substanz erhalten blieb, gibt es noch heute fünfhundert Jahre alte amerikanische Eichen und dazwischen viele andere Baumarten wie wilde Avocados, die Lieblingsfrucht des Quetzal.
Von der Aussichtsplattform über dem Feriendorf kann man in der Morgendämmerung mit ein wenig Glück den farbenprächtigen Quetzal beobachten. Wenn man überlegt wie viele Vögel für den königlichen Federschmuck der Mayas ihr Leben lassen mussten, versteht man leicht, das die heutige Generation vorsichtig und scheu geworden ist. Wer keinen Quetzal entdeckt, darf sich auf alle Fälle an den bunten Kolibris erfreuen, welche die Futterstellen auf der Terrasse umschwärmen.
Die Forellen, die es in der Almhütte gebraten oder gekocht gibt, stammen aus den alten Mühlteichen des seligen Eddie. Donna Leonor Serrano steht noch heute in der Küche, um die Forellen für ihre Gäste zu bereiten, die sich das Warten mit der Bewunderung der Kolibris verkürzen, die auf der Terrasse um den Futternapf tanzen.
