Osterbrunnen haben in der fränkischen Schweiz eine lange Tradition –
die im Jahr des Coronavirus leider ausfallen muss!
Umso wichtiger, habe ich mir gedacht, Ihnen mit dem virtuellen Besuch von neun Brunnen rund um Egloffstein, darunter dem weltgrößten in Bieberbach, der es bereits vor Jahren ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft hat, eine österliche Stimmung zu vermitteln!
Seinen Ursprung hat das Brauchtum in der frühen Besiedlungsgeschichte der fränkischen Schweiz zur Zeit der Karolinger. Nach der Missionierung der Slawen durch fränkische Bischöfe wurden auch die trockenen Karsthöhen der fränkischen Schweiz gerodet und besiedelt. Wasser aus ganzjährig schüttenden Quellen war selten und ein wertvolles Gut, weshalb diese als Brunnen gefasst wurden.
Noch heute werden die Brunnen zuerst gefegt und vom Moos und Herbstlaub des vergangenen Jahres befreit, ehe sie mit Girlanden aus Fichtenzweigen oder Buchsbaum umkränzt werden.
Das Augenfälligste aber sind die bunt bemalten Ostereier, die erst in den letzten hundert Jahren dazu gekommen sind. Schon viele Wochen vor Ostern blasen die Frauen Eier aus, um sie dann im Familienkreis mit den Kindern zu bemalen.
Noch sind Plastikeier verpönt und werden es hoffentlich künftig auch bleiben, wenn auch die 11.108 handbemalten Eierschalen, mit denen es der Bieberbacher Brunnen ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft hat, sicher viele Malstunden benötigt haben.
Beim Aufstieg aus dem Talgrund der Trubach nach Affalterthal bietet sich ein herrlicher Blick auf die fast tausendjährige Burg und den Ort Egloffstein. Alte Fachwerkhäuser stehen dicht gestaffelt am steilen Berghang, wie um sich gegenseitig zu stützen. Nur das mächtige Rathaus mit den rot umrandeten Sprossenfenstern zeugt vom einstigen Wohlstand des „Luftkurorts“, dessen renommiertes Posthotel jahrelang brachlag.
Auf den Wiesen der Höhe von Affalterthal blühen schon die Schlüsselblumen am Feldrain und noch die Forsythien in den Gärten. Der Brunnen unterhalb der Kirche ist mit dem Osterlamm geschmückt, einem Symbol für Jesus Christus, das Lamm Gottes aus der frühesten Zeit der Christenheit. Irgendein Scherzbold hat aber darunter eine gelbe Gummiente ins Wasser gesetzt – Loriot lässt grüßen!
Auf dem Weg von Affalterthal nach Bieberbach führt unser Weg zwischen Langenstein und Auerberg durch ein stilles Wiesental, in dem das helle Grün der Frühlingswiesen mit dem leuchtenden Laub der Buchen und Birken vor dem Hintergrund der dunkelgrünen Tannen und Fichten um die Wette strahlt. Wer still wandert, kann hier auch dem Maibock mit seinem Reh-Rudel begegnen – ehe ihm der Jäger am 1.Mai dann auf den Pelz rückt.
In Bieberbach wird der Brunnen, wie in 200 anderen Orten der fränkischen Schweiz, am Palmsonntag oder in der Karwoche geputzt und bleibt bis zwei Wochen nach Ostern geschmückt. Am Ostersonntag und Montag ist in Bieberbach dann ein Standkonzert mit Posaunen, Männerchor, Grillwagen und Reisebussen. Wer‘s beschaulicher mag, sollte deshalb besser unter der Woche kommen.
Für diesen größten Osterbrunnen der Welt wurden viele Girlanden geflochten und der Brunnenstein mit einer mächtigen Krone versehen, in deren Zentrum eine gebundene Glocke hängt. Die ergiebige Quelle des riesigen Brunnens wurde noch im letzten Jahrhundert zum Tränken der Rinder genutzt, was die gewaltigen Ausmaße erklärt. Wenn auch das sommerliche „Seefest“ ein wenig übertrieben erscheint.
Der Rückweg führt uns abseits der Straße durch ein schmales Tal unterhalb des Degenbergs zum Gasthaus Schlehenmühle, das auf der Terrasse auch einen kleinen Brunnen geschmückt hat, wo unser Interesse aber eher dem Schäuferla und dem Rehbraten gilt.
Frisch gestärkt wandern wir dann oberhalb des Trubachtals vorbei an Mostviel, wo der Künstler TamaHara mit Heike Guillery ein Atelier betreibt, nach Egloffstein.
Hier scheiden sich dann die Geister, die einen zieht es direkt zu Kaffee und Kuchen, die anderen besuchen zuerst noch ein paar der 14 Brunnen von Egloffstein. Der wasserdurchlässige Jurakalk, auf dem die Egloffsteiner Burg thront, wird von einer Tonschicht getragen, die den darunterliegenden Sandstein bedeckt und das Sickerwasser aufstaut. Die ersten Siedler machten sich dies zunutze und bauten ihre Häuser am steilen Hang entlang dieser wasserführenden Schicht, um Hausbrunnen anlegen zu können. Für alle anderen gab es öffentliche Brunnen wie den Waschbrunnen für die Wäsche, den Königsbrunnen mit dem Fischbecken zum Wässern der Karpfen aus den gräflichen Weihern im Trubachtal oder den Schützen- und Heidsbrunnen an der Talstrasse zum Tränken der Pferde der Postkutschen. Direkt am alten Rathaus und Marktplatz liegt der Brunnen des Agilolf vom Stein. Das erst 1989 errichtete Denkmal zeigt den Gründer der Burg mit seinem Wappentier, dem Bären.
Spätestens jetzt ist es aber an der Zeit, den hervorragenden Kuchen und Torten im Café Mühle unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Mit ein bisschen Glück erwischen Sie einen sonnigen Tag und genießen Kaffee und Kuchen auf der Terrasse direkt an der Trubach, die seit vielen Jahren zuverlässig umweltfreundlich Strom erzeugt.