Dumpf dröhnt der Paukenschlag der großen Trommel durch den Tempel. Der Mönch dreht sich auf seinem Lager mit dem Gesicht zu Wand und wartet auf die anderen neun Paukenschläge, die gleich kommen werden. Empört kräht in der Ferne ein Hahn, dass ihm der Gong hier morgens um fünf die Show stiehlt – aber das Gekrähe geht in den, jetzt immer schneller werdenden Schlägen des Gongs unter.
Gaben für die Ahnen
Zu ihrer Rechten knien die einheimischen Frauen, die schon seit den frühen Morgenstunden den Klebreis auf den offenen Kohleöfen im Hof ihrer Häuser für die Ahnen gekocht haben. Die Andacht beim Kochen und das Gedenken an die Verstorbenen beim Geben des Reises sind notwendige Voraussetzung, dass die Mönche als Mittler zwischen Lebenden und Toten, das den Ahnen zugedachte auch weitergeben können.
Bei den Narren, denen dieser uralte, heilige Ritus als üblicher Volksbrauch von ihren Reiseführern verkauft wird (selbstverständlich gleich noch die ganze Tüte mit in Plastik abgepacktem Gebäck, das Kissen zum Knien und die Schärpe zum Umlegen im einfach buchbaren Paketpreis), gehen die Mönche stumm vorbei und öffnen die Deckel ihrer Schalen erst gar nicht.
Zurück im Kloster werden die Gaben der Gläubigen auf dem Altar aufgebahrt und die Mönche versammeln sich zum ersten Morgengebet im Tempel.
Phousi, der Hügel der aussieht wie ein Reiskorn
„Eines Tages, vor vielen hundert Jahren, kam ein König mit seinem Gefolge aus den Bergen im Norden und sah einen Hügel, geformt wie ein auf die Spitze gestelltes Reiskorn, auf der Landzunge zwischen zwei Flüssen gelegen. Seine Kundschafter entdeckten nahe dem Gipfel eine kleine Höhle, in der große, seltsame Vertiefungen im Boden waren, die aussahen wie der Fußabdruck eines Giganten.
Die Priester deuteten dies als ein Zeichen der Götter, die hier ihren Fußabdruck hinterlassen hatten, um das Land zu segnen. Weil am Fuß des Reiskorn-Hügels ein großer, hellrot blühender Flammenbaum stand, nannten sie das Dorf in dem sie sich niederließen Muang Swa.
Die geschichtliche Überlieferung beginnt im Jahr 698, als der mythische König Khun Borom vom Himalaya kam und das Land unter seinen sieben Söhnen aufteilte. Muang Swa und das umgebende Land fiel an den ältesten, Khun Lo der heute als Stammvater aller laotischen Königsdynastien gilt. In den folgenden Jahrhunderten wurde Lao aber immer wieder von fremden Königen aus Yunnan, Burma, Thailand und Kambodscha regiert, bis sich 1259 das Königreich Lanna bildete, das Nordthailand und Luang Prabang umfasste.
Das schlechte Omen
Konfrontiert mit einer solch schrecklichen Laune der Natur waren sich alle einig: Der König musste das Kind so schnell wie möglich loswerden, um größeres Unheil abzuwenden. Das Urteil war eindeutig und der Richtspruch musste bis zum siebten Geburtstag des Prinzen ausgeführt werden. Trotz des schlechten Omens brachte der Fürst es nicht übers Herz, das neugeborene Kind zu töten. Er erlaubte der Mutter, es mit den anderen Prinzen und Prinzessinnen aufzuziehen. Warum sollte er sich vor einem unschuldigen Kind fürchten?
Der kleine Prinz entwickelte rasch viele Talente und war ein brillanter Schüler, viel besser als alle anderen Kinder in seinem Alter. Der Fürst war sehr stolz auf ihn und beobachtete die erstaunliche Entwicklung des Prinzen in allen Bereichen, die für die Bildung eines hohen Würdenträgers wesentlich sind. Er war sehr liebenswürdig und ein ausgezeichneter Reiter auf seinem Elefanten. Der Fürst schloß den Jungen in sein Herz und bedauerte, dass der Arme zum Opfer einer heiligen Sache geworden war. Seine Mandarine, welchen die Zuneigung des Fürsten zum Prinzen nicht entging, ermahnten ihn, seiner Pflicht und Verantwortung gegenüber den Geistern nachzukommen, die nach der Seele des Prinzen verlangten.
Der siebte Geburtstag
Der junge Fa Ngum ertrank aber nicht in den Stromschnellen des Mekong, wie die heidnischen Priester angenommen hatten, sein Boot wurde vielmehr am Unterlauf des Mekong in den Tonle Sap See gespült, wo er nahe Angkor strandete. Fischer brachten das Kind und die Bahre zum Palast des Königs der Khmer in Angkor Thom. An der fürstlichen Ausstattung der Barke und den prachtvollen Kleidern erkannte dieser das königliche Blut des kleinen Prinzen und nahm ihn in seinen Hofstaat auf, nachdem ihm Fa Ngum von seinem Schicksal erzählt hatte.
Der König von Angkor
Der junge Prinz wurde erzogen wie ein Sohn des Königs und lernte neben der neuen Religion auch die Kriegskunst und alle Fähigkeiten, die man zum Regieren eines Königreiches braucht. Nach langen Jahren am Hof von Angkor verliebte sich der Prinz in eine der Töchter des Königs, die Prinzessin Nang Kaew Kaeng Nya, die ihm der König zur Frau gab.
Meister der Kriegskunst, strategischer Denker und überzeugter Buddhist – Fa Ngum brannte darauf, sein angestammtes Fürstentum im fernen Norden zu erobern und von den abergläubischen Priestern zu säubern. Im Alter von vierundzwanzig Jahren verlies er Angkor mit einer Armee von 10.000 Mann, die ihm der König überließ. Eine Buddha-Statue aus Gold, geschmückt mit Edelsteinen gab ihm der König mit, als Staatssymbol für das neue Königreich, das er erobern wollte.
Auf dem Kriegszug besiegte er fünf Fürstentümer nördlich des Mekong, die ihm Treue gelobten und setzte erfahrene Gefolgsleute als Statthalter ein. Es wird erzählt, dass sein Vater, als er vom siegreichen Näherrücken der Armee seines Sohnes berichtet wurde, seinen Thron verlies und in Gram verstarb, weil er damals auf die Mandarine und die Priester gehört hatte.
Der erste König von Laos
Der Phra Bang ist ein kleiner, vergoldeter Buddha, der in der Pose des Streit schlichtenden Buddhas aufrecht steht und beide Hände in Brusthöhe abwehrend vor sich hält. Der Legende nach stammt sie ursprünglich aus Ceylon und gehörte lange Zeit dem Königreich der Khmer, ehe er mit Fa Ngum nach Laos kam. Die Statue wurde als Legitimation der Herrschaft über Laos erachtet, so wie Zepter, Schwert und Reichsapfel seit dem Mittelalter im Römischen Reich Deutscher Nation. Nach Luang Prabang kam sie nach etlichen Entführungen durch Eroberer 1867 zurück und stand bis 2006 im Thronsaal der königlichen Residenz (heute Nationalmuseum), bis der vom König schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begonnene Tempel Haw Phra Bang endlich fertiggestellt wurde, in dem sie heute angebetet wird.“
Vorbereitungen für das Fest
P.S.: Eine Karte zum Aufbau eines buddhistischen Klosters finden Sie im Archiv