Die weiten Auen, Obstgärten und Wälder rund um Kloster Knechtsteden sind ideal für einen Spaziergang im Frühling. Die Klosterkirche St. Andreas erzählt dabei von der wechselvollen Geschichte dieser romanischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert.
Ein sonniger Ostermorgen in April, wie geschaffen, um mit der ganzen Familie eine kleine Wanderung durch die blühenden Obstgärten rund ums Kloster Knechtsteden zu machen. Es liegt auf dem erhöhten Flussufer an einem seit Jahrtausenden ausgetrockneten Altarm des Rheins in der niederrheinischen Tiefebene, westlich von Dormagen. Die Auen ringsum wurden früher als Weideflächen genutzt, weil sie für den Ackerbau zu nass waren.
Schon der kurze Weg vom Parkplatz zum Kloster, wo unser Wohnmobil unter blühenden Bäumen steht, lässt uns den Frühling erleben: Blühende Apfelbäume, sattgrüne Wiesen, flauschige Wollschafe, die sich die saftigsten Kräuter suchen und dazwischen junge Schäfchen, die blökend nach ihrer Mutter rufen – die pure Idylle.
Die Klosterkirche
An der romanischen Klosterkirche St. Andreas schlägt die Glocke und erinnert uns daran, ihr einen Besuch abzustatten. Das Tor am Südportal ist offen und wir betreten ein helles, freundliches Kirchenschiff, dessen schlichte Klarheit mich sofort fasziniert. Linker Hand im romanischen Westchor erinnern die Fresken in der Apsis an die uralte Basilika Theoderichs in Ravenna: Der auferstandene Christus sitzt segnend als Pantokrator auf einem Regenbogen, umgeben von den Evangelisten. Dazu links außen Paulus, der Fürst der Apostel und rechts Paulus als Missionar der Ungläubigen.
Langsam wandle ich durch das Kirchenschiff auf den völlig anders gearteten, gotischen Ostchor zu. Ein schlichter, steinerner Altartisch wird vom hell strahlenden Licht der Morgensonne in farbige Lichtpunkte getaucht, die von den hellen Buntglasfenstern her den ganzen Altarraum erstrahlen lassen – ein wahrer Ostermorgen!
In welchem Kontrast dazu steht die Schmerzensmutter Maria, die ihren toten Sohn in den Armen hält. Die „Not Gottes“ aus Lindenholz ist zwar bunt bemalt, aber auch die Farbe kann über die Trostlosigkeit einer verzweifelten Mutter nicht hinwegtäuschen, die einstimmt in die Klage Christi am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“
Warum die Pilger seit Jahrhunderten ausgerechnet zu diesem grausamen Gnadenbild wandern, ist mir schleierhaft!
Dankbar zünden wir eine Kerze an – unseren Kindern und Kindeskindern war das Schicksal bisher gnädig gestimmt!
Klosterkirche Knechtsteden in 360°:
Die Spiritaner
Nachdenklich setze ich mich in einer Kirchenbank neben einen alten Pater, der mir freundlich zulächelt und mich willkommen heißt. Offensichtlich hat er meine Neugier schon bemerkt und so traue ich mich zu fragen, ob er einer der Mönche aus dem Kloster sei?
„Mönche leben hier schon lange nicht mehr. Wir sind Ordensleute der Spiritaner und verbringen unseren Lebensabend im Missionshaus, nachdem wir viele Jahrzehnte in Übersee missioniert haben. Angefangen hat das alles mit 1895 mit Pater Amandus Acker, nach dem unsere große Glocke benannt wurde. Er hat das ausgebrannte Kloster im Namen der Spiritaner übernommen, mit finanzieller Unterstützung des Afrikavereins wieder aufbauen lassen und eine Missionsschule gegründet!“
Der Obstwanderweg
Nachdem ich mich bedankt und verabschiedet habe, machen wir uns auf, bei diesem herrlichen Wetter eine Runde auf dem Obstwanderweg (Wissenswertes im Archiv) spazieren zu gehen. Quer durch die Klosteranlage und den Obstsortengarten streben wir dem Waldrand zu. Ein breiter Forstweg führt im Uhrzeigersinn rund um den Knechtstedener Busch und beschenkt uns mit herrlichen Ausblicken auf grüne Wiesen und blühende Bäume, deren Duft uns immer wieder begeleitet.
Ein ganzes Stück gehen wir durch die Allee der Dyker Schmalzbirnen und auf dem Sandweg, einem uralten Viehtreidel von Straberg nach Broich. Als wir nach zwei Stunden zurück kommen, freuen wir uns auf einen deftigen Braten mit Schwarzbier in der Klosterschänke und genießen Kaffee und Kuchen in den wärmenden Strahlen der Frühlingssonne im Biergarten.

41540 Dormagen-Knechtsteden,
Tel: 0 21 33 – 8 07 45
www.klosterhof-knechtsteden.de