Die Sonne lacht und der Nachtfrost hat den Nebel als Schnee herunter rieseln lassen. Perfekt für einen Ausflug zum Lintula Luostari und Uusi Valamo Luostari, den berühmten orthodoxen Klöstern in Finnland.
Schleuderfahrt auf Schneepisten
Der Fährmann bei Hanhivirta bringt uns gleich über den See, eine tolle Eis-, Wasser- und Schneelandschaft bietet sich im Panorama und wir steigen trotz des biestigen Windes aus. Irgendwie freuen wir uns auch an der 5 Minuten Überfahrt wie die Kinder. Der Herr im Auto hinter uns versteht das überhaupt nicht, er steigt auch gar nicht erst aus – vielleicht fährt er die Strecke ja öfter?
Weiter über Heinävesi Richtung Norden geht unsere Tour. Jedes Dorf enttäuscht immer aufs Neue – sie sehen alle gleich langweilig, ja trist, aus. Immer nur kleine Ansammlungen von nett gestrichenen bis schlicht hässlichen Holzhäusern, ein uncharmanter Minimarkt und die Tankstelle mit Ravintola, in der Keiner sitzt.
Nonnenkloster Lintula
Wir sehen erst auf der Rückfahrt durch den Wald eine Nonne laufen – irgendwer lebt doch hier! Fremde sind jedoch nur von Juni bis August erwünscht.
Mönchkloster Uusi Valamo
Klosterhotel, Kulturzentrum mit Workshops und Vorträgen, geschäftige Mönche hier und da – UND eine hübsche, urige Ravintola. Die Thai-Keito schmeckt hervorragend, der Salat gesund, das Scone mit Marmelade und Sahne, dazu heißer Kaffee superlecker– was wollen wir mehr?
An einem gemeinsamen Tisch sitzen Küchenangestellte, Servicepersonal und ein Mönch mit russischen Pilgern. Sie genießen das Essen vom Sonntagsbuffet. Einfach nur neugierige Besucher wie wir schlürfen ihren heißen Tee und bewundern die Atmosphäre.
Trotz sibirischem Wind strolchen wir durch das „Dorf“. Alte karelische Häuser, die Herberge für Pilger und Kursteilnehmer, die Bibliothek mit dem Museum und die alte Kirche mit dem alten, roten Pfarrhaus, über dessen Veranda einst das Bild der Gründermönche Sergei und Hermann von Alt-Valamo in Russland hing, das die Mönche bei ihrer Suche nach einer neuen Bleibe für ihr Kloster als Zeichen sahen, sich hier niederzulassen, nachdem der Winterkrieg 1940 sie von ihrer Insel im Ladogasee vertrieben hat.
Dahinter die großen Holzfässer vor der Weinkelterei, in der früher der Beerenwein gelagert wurde, den die Mönche immer noch herstellen und in Souvenirladen verkaufen.
Igumen Hariton (1872 – 1947)
Glaube hat zwei Seiten, den abstrakten, theoretischen Aspekt: „Die Suche nach einem Sinn in unserem Leben“ und den konkreten, praktischen Ansatz: „Dem Aufbau unseres Lebens selbst einen Sinn zu geben“. Das wichtigste dabei ist die Abkehr von eigennützigen, vergänglichen Zielen, hin zum Ewigen, das alles Irdische überdauert!
Aber auch wenn wir den Weg der Spiritualität wählen, verliert unser irdisches Leben in keine Weise an Bedeutung. Die spirituelle Wahrheit öffnet uns die Augen für die praktischen Dinge des Lebens und ihre Bedeutung für die Schöpfung.
Die Klosterkirche
Die Kirche selbst mit ihren leuchtenden Ikonen in Gold und Silber geschmückt und voller warmer Farben, lädt zum Innehalten ein, wie schon Elias Lönnrot vor 200 Jahren von Alt-Valamo schreibt:
„Alle Wände waren mit Bildern in vergoldeten und versilberten Rahmen vollgehängt. Hier und da glitzerten Edelsteine aus den Gold- und Silbereinfassungen.
Wohin man auch schaute, man sah nichts als Gold und Silber sowie besagte Bilder, Ereignisse aus den Schriften des Alten und Neuen Testaments darstellend nebst Portraits berühmter Heiliger.
Besonders Sergei und Hermann, die Gründer des Klosters, waren vor allen anderen vertreten. Mal sieht man sie auf einer steinernen Fliese über die Wogen des Ladogasees segeln, mal sind sie mit der Gründung des Klosters beschäftigt, mal verrichten sie den Gottesdienst und erteilen ihren Segen um sich herum.“
Wir stecken in der kleinen Kapelle von den Nonnen aus Lintula selbst gedrehte Kerzen aus Bienenwachs an und denken an unsere Lieben daheim.
Auch im neuen Valamo spürt man den Geist des Alten, auch wenn ein junger Mönch den russischen Besuchern sämtliche Ikonen und Heiligenbilder sehr leidenschaftslos erläutert.

Geöffnet täglich 9:00-18:00 Uhr, Restaurant mit Buffet 11:00-17:00 Uhr
https://valamo.fi/en
Zeit zum Aufbruch, wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit daheim sein und haben noch zweieinhalb Stunden Fahrt durch Eis und Schnee vor uns.
Eine Berg- und Talstraße lässt uns ab und zu den Atem anhalten, doch unser Schutzengel passt auf und so sind wir mit Sonnenuntergang wieder im Mökki. Schnell Tee kochen und die Sauna einschalten!