Winter im Salzburger Land, Schnee in den Bergen von Bad Gastein und dazu Wellness in der Therme, auftauen nach der Schlittenfahrt in der Sauna, dinieren bei Kerzenschein im Restaurant des Kaiserhofs – so stellen wir uns Urlaub vor! Märchen oder Wirklichkeit? Lesen Sie selbst!
Stundenlang stauen wir uns auf der Salzburger Autobahn nach Süden. Um uns herum Urlauber aus den Niederlanden, Dänemark und Polen – die müssen ja seit gestern unterwegs sein! Nach Rosenheim wird es besser, bis wir bei Salzburg auf die Tauernautobahn einbiegen und plötzlich Kennzeichen aus Litauen, Lettland und der Ukraine entdecken. Der Klimawandel löst in den Winterwochen wohl eine europäische Völkerwanderung aus.
Alle wollen nur eins: „Schifoan, weil des is des Leiwandste, was mer sich nur vorstelln koan!“
Wir biegen ab ins Gasteiner Tal, in dem der Schnee dieses Jahr nur dürftig liegt. Zum Schifahren fährt man hier mit der Gondel auf einen der 2000er Gipfel. Wir aber suchen die Erholung und tauchen ein in die mondäne Welt der Kaiser und Könige, die sich mit ihrem Gefolge hier vor mehr als hundert Jahren die Klinke in die Hand gegeben haben, in der Hoffnung in Bad Gastein den Jungbrunnen zu finden, der so manches Zipperlein verschwinden lässt:
„Leidest Du an Jugendschwund,
Geh nach Gastein, Du wirst gesund;
Das erste Bad schon macht Dich fröhlich,
Beim dritten bist Du schon glückselig,
Dann magst Du, ist das nicht schön,
Wohl nach zehn Bädern
„Fensterln“ Geh’n!“
(Postkarte um 1930)
Zu Kaisers Zeiten …
Man schreibt das Jahr 1904 und König Georg von Sachsen lässt seinen vierspännigen Landauer auf der Kaiser Wilhelm Promenade am südlichen Eingang des neuen Hotels Kaiserhof vorfahren. Schon vor zwei Wochen hat sein Adjudant den ganzen ersten Stock für die Hofgesellschaft angemietet und im dreiseitigen Vertrag Verpflegung, Bedienung, Mobiliar und Verköstigung auf den Jagdausflügen bis ins kleinste Detail geregelt. Nach der langen Reise von Dresden über Prag, Linz und Salzburg hat die ganze Entourage wirklich eine Erholung nötig!
Der König hat natürlich sein eigenes Wannenbad, das er sich zweimal in der Woche mit dem berühmten Thermalwasser füllen lässt, dessen Radongehalt nicht nur Wunden schneller heilen lassen, sondern eben auch als Aphrodisiakum wirken soll – zumindest, wenn man daran glaubt!
… und heute
Wir kommen erst am Nachmittag an und quetschen uns bei Eis und Schnee durch die zugeparkte Kaiser-Wilhelm Straße, vorbei am Hotel Mozart und dem mondänen Grand Hotel l’Europe Richtung Kongresszentrum. Dieser graue Betonbunker mit dem Charme eines verlotterten Parkhauses ist gar nicht als Kongresszentrum zu erkennen. Alle Geschäfte geschlossen, die Schaufenster mit weißem Papier verklebt.
Wir atmen erleichtert auf, als wir die majestätische Treppe des Kaiserhofs hinaufsteigen und uns im Foyer der rote Teppich im sanften Licht eines riesigen Kronleuchters zur Rezeption leitet. Hier werden wir überaus freundlich von Nico empfangen und er erklärt uns nicht nur geduldig, wie wir zu unseren Zimmern kommen, wo wir unsere Kutsche in der Tiefgarage am besten abstellen, sondern auch, dass das Hallenbad mit entradonisiertem Thermalwasser befüllt wird, das trotz der Zuleitung von der Quelle immer noch 29° warm ist. Und dass der neue Wellnessbereich mit Saunen und Dampfbädern jeder Art ausgestattet ist, so dass hier jeder nach seiner Fasson kuren kann, so oft und solange er will.

Kaiserhofstrasse 6, 5640 Bad Gastein, HAPIMAG Bad Gastein
Auf ins Nassfeld
Am nächsten Tag begleiten wir den König bei seinem Jagdausflug auf Gamsjagd im Nassfeld. In dieses verborgene Hochtal vorzudringen, umgegeben vom Silberpfennig 2600m, Schareck 3123m, Kreuzkogel 2686m und dem Radhausberg 1904m, war damals sicher langwierig und riskant, führten doch nur schmale Saumpfade der Bergarbeiter hier herauf zur goldenen Schatzkiste der Salzburger Erzbischöfe.
Wir fahren heute auf der schmalen Mautstraße durch unzählige Tunnels und erreichen Sportgastein in einer halben Stunde.
Während König Georg noch mühsam die steilen und schroffen Wände des Talkessels auf dem Muli erklimmen musste, nutzen die Snowboarder heute die bequeme Kabinenbahn auf den Kreuzkogel. Wir bleiben aber lieber gleich auf dem Talgrund, um auf dem wunderbar präparierten Winterwanderweg die fantastische Landschaft um uns herum, den tiefblauen Himmel über uns und die wärmenden Strahlen der End-Januar Sonne auf uns zu genießen.
König Georg und sein Jagdgefolge stärken sich in Eis und Schnee mit dem Vesper aus dem Kaiserhof und warten auf die ersten Gemsen. Wir bevorzugen den Apfelstrudel mit Schlagobers und Heidelbeerglühwein im Valeriehaus – jedem das Seine!