- Vietnam, Land im Umbruch
- Der Drache und der Kranich
- Die uralte Schildkröte Cu Rua
- HaLong, wo der Drache landete
- Duong Lam, lebendige Vergangenheit
- Die Pagode mit dem Pinsel
- Der Impulsmaler Lúu
- Boi Tran Gallerie
- Das Geheimnis der Marmorberge
- Angst & Schrecken in Hoi An
- Ho Chi Minh City
- Tradionelle Medizin
- Shopping in Saigon
- Im Delta der neun Drachen
- Saigon Sundown
- Saigon mit Kaffee und Feuertopf
Die Dunkelheit senkt sich über das Delta der neun Drachen. Am Horizont steht noch das Wetterleuchten des Gewitters, das am späten Nachmittag für Abkühlung gesorgt hat. Die Schwüle hat die Mittagshitze abgelöst.
Onkel Ho hat Sorgen
Onkel Ho’s Eltern blieben im Krieg und er wuchs hier bei den Großeltern auf. Oma Linh kochte einen Teil des Reises von jeder der drei Ernten, setzte dem abgekühlten Brei Hefe zu und lies das Ganze eine gute Woche gären. Die Maische zu destillieren war dann der schweißtreibende Teil, weil das Feuer unter dem großen Topf nie ausgehen durfte. Mit dem Rest des Treber wurde dann das kleine Schwein gefüttert. Es wurde davon genauso betrunken wie Großvater. Dat, hat die letzte Flasche Reisschnaps für sich beansprucht. Die war zwar nicht mehr so stark wie die zuvor, dafür aber größer.
Vom Reis kann Onkel Ho heute nicht mehr leben. Seit die Chinesen 2005 in Yunnan Dämme bauten und die Fluten der Schneeschmelze aus Tibet in Strom verwandeln, bleibt das jährliche Hochwasser des Mekong aus. Jetzt muss er mit Kunstdünger arbeiten und der kostet zu viel Geld.
Großvater hat noch von jeder Ernte Reis einbehalten um neuen anzusäen. Onkel Ho kauft ihn vom IRI, dem Reis Institut aus Can Tho, weil nur der gegen die aktuell zu erwartende Schimmelpilze und den Insektenbefall resistent ist.
So bleibt ihm von jedem Kilo Reis seiner Ernte nur etwa 1 Cent als Lohn für seine Arbeit. Der von der Regierung festgesetzte Höchstpreis diktiert den Einkaufspreis der Großhändler, da ist wenig Spielraum zum Verhandeln. Die kommunistische Kollektivierung hat jedem Bauern einen halben Hektar Land zur eigenen Verwendung zugeteilt. Um Reis maschinell anzubauen und zu ernten wie die Italiener und Amerikaner ist das zu wenig. Mehr als zwei Hektar Land darf in Vietnam heute aber niemand besitzen.
Orangen, Bananen und Früchte
Der „floating market“ auf dem er früher wie seine Nachbarn den Großteil seiner Ernte verkauft hat, ist nur nach eine Attraktion für die Touristen. Heute kommen die Händler aus Ho Chi Minh City über die neue Brücke, die Japaner, Australier und andere als Entwicklungshilfe über die vielen Arme des Mekong gebaut haben und diktieren die Preise.
Geldgeschenke verderben die guten Sitten
Onkel Ho ärgert sich das ganze Jahr schon über die Einladungen der Nachbarn und Freunde zum Tetfest oder der Gedächtnisfeier für einen Verstorbenen. Früher brachte man Früchte aus dem eigenen Garten oder auch einmal ein Huhn als Gastgeschenk mit, aber heutzutage wird von allen Besuchern ein Geldgeschenk erwartet, um die Feier zu finanzieren. Fast 500€ hat er dafür ausgegeben – ein Viertel seines Jahreseinkommens.
Radtour im Mekongdelta
Liegt die Zukunft im Tourismus?
Anh möchte zwei kleine Häuschen für Touristen bauen und die Hütte mit der Veranda renovieren. Vielleicht der erste Schritt zu einem neuen Ferienresort im Delta des Mekong. Vielleicht liegt die Zukunft im grünen Tourismus, der Natur erleben mehr schätzt als Strand und Sonne.
Natur hat das Mekongdelta mehr zu bieten als viele andere Regionen der Welt. So hat die ausbleibende Flut auch ihre guten Seiten!