Am Karfreitag, dem höchsten Feiertag der Christenheit, ist ein guter Tag um innezuhalten, einzukehren bei uns selbst. Wo könnte das besser gelingen, als in der Abgeschiedenheit eines tiefen Kellers. Begleiten Sie mich durch den Kreuzweg der Erlanger ELIA-Gemeinde und finden Sie ein Stück von sich!
Hier, in der Kälte tief im Henninger Keller unter dem Erlanger Burgberg, wurde noch vor Jahrhunderten frisch gebrautes Kellerbier bis weit in den Sommer gelagert. Aber zum Karfreiteg verwandelt die ELIA Gemeinde das Labyrinth der Gewölbe und Keller in einen Ort der Besinnung, der Meditation und Selbstfindung.
Wie die Stationen unseres Lebens, die Momente, wo wir uns entscheiden mussten weiterzugehen oder umzukehren, wo wir verzweifelt nach Alternativen suchten und manchmal nicht ein oder aus wussten – so führt uns dieser Kreuzweg letztlich zu uns selbst.
Wieviel kleine Tode sterben wir alltäglich? Fügen anderen Schmerzen zu, erleiden Ungerechtigkeit, fühlen uns nicht verstanden und versuchen oft doch gar nicht, den Anderen zu verstehen.
„O ihr immer Glücklichen in anderen Welten!
Euch stirbt nichts, ihr verliert nichts und habt alles!
Was ihr liebt, drückt ihr an eine ewige Brust,
was ihr habt, haltet ihr in ewigen Händen –
Könnt ihr’s dann fühlen in euren glänzenden Höhen droben,
in eurem ewigen Seelenbunde,
dass die Menschen hienieden getrennt werden,
dass wir einander nur aus Särgen, eh‘ sie untersinken, die Hände reichen,
ach, dass der Tod nicht das Einzige, nicht das Schmerzhafteste ist,
was Menschen scheidet?“
(Jean Paul, 1793)
Ein paar Schritte, eine Biegung, ein Gitter versperrt den Weg. Der Blick verliert sich in der Unendlichkeit der Lichtpunkte, die wie die Sterne der Milchstraße in dunklem Violett, Purpurrot und dunklem Grün schimmern. Irritierend verliert sich ihr Geflimmer in der Tiefe des Stollens, der Blick in die Zukunft bleibt uns verwehrt. Was wird sein?
Im Bewusstsein der Ungewissheit gehen wir in jeden neuen Tag und glauben, wir hätten derer noch so viele. Was für ein Trugschluss! Auf uns wartet am Ende nicht das Kreuz, aber vielleicht das Pflegeheim und mehr als das Unausweichliche fürchte ich, diesen Weg allein gehen zu müssen, niemanden zu haben, der dieses Kreuz mit mir trägt.
Wo wird einst des Wandermüden
letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?
Werd‘ ich wo in einer Wüste
eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh ich an der Küste
eines Meeres in dem Sand?
Immerhin! Mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
und als Totenlampen schweben
nachts die Sterne über mir.
(Heinrich Heine, 1835)

An den Kellern, 91054 Erlangen
Donnerstag 18-22, Karfreitag 10-17
www.gott-im-berg.de
Während ich in der dunklen Gruft Rosenblätter auf den vom Schweißtuch Bedeckten streue, wird mir klar, dass meine Hoffnung nicht die Auferstehung ist, sondern die Erkenntnis, dass im Diesseits Versäumtes auch im Jenseits nicht mehr nachgeholt werden kann.
Wenn ich heute im Hier und Jetzt nicht bereit bin auf meinen Nächsten zuzugehen, zu verzeihen, mich um ihn zu sorgen, auf was sollte ich dann im Jenseits hoffen? Die Auferstehung an Ostern ist Mahnung und Chance zugleich!