Sanfte Hügel und kleine Weiler eingebettet in die weite Landschaft von Kornfeldern, Wiesen und Wäldern – das ist die fränkische Toskana. Die satten Farben der leuchtenden Hochsommerlandschaft mit dem dunklen Gelb des reifen Getreides und dem blassen Grün der schon trockenen Wiesen werden vom Dunkel der Wälder am Rand der fränkischen Alp noch betont.
Die ältesten Landschaftsskulpturen sind die über 2.700 Jahre alten Grabhügel der Kelten, die sich gleich zu Beginn nördlich des Wanderparkplatzes wie riesige, grüne Maulwurfshügel inmitten einer Wiese erheben, die noch pitschnass vom Morgentau ist. Gut wer heute ordentliche Wanderschuhe anhat!
Auf dem schmalen Pfad durch den Wald hat der Morgentau auf gezackten Blättern am Wegrand glitzernde Tropfen gezaubert, die in der tief stehenden Sonne wie winzige Glasperlen funkeln. Noch während wir zusehen verdunstet das zarte Nass und die Magie dieser vergänglichen Skulptur entschwindet.
Das Sängerehrenmal ist die größte Skulptur, der wir auf unserem Weg begegnen und für viele vielleicht die bedeutendste. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollten die Sänger des Melkendorfer Männerchores, ihrem Chorleiter auf dem „Hohen Hahn“ ein Wochenendhäuschen errichten. Doch dieser lehnte dieses Ansinnen ab – wohl noch unter den noch frischen Eindrücken des schrecklichen Krieges und der Gefangenschaft – und schlug im Gegenzug vor, an diesem Ort ein Sängerehrenmal für alle verstorbenen Sänger der beiden Weltkriege zu errichten.
„Wir Tote leben“ ist die eigentliche Botschaft dieser Wallfahrtsstätte des fränkischen Sängerbundes, die zu einem Ort der Einkehr, der Erinnerung und einem Ort der stillen Zwiesprache wurde. Unsere Verstorbenen haben mit uns die Liebe zur Musik geteilt, haben mit uns viele Stunden fröhlich gesungen, sie leben in und durch uns weiter: „MORTUI VIVIMUS“!
Streng genommen sind wir auf der Fränkischen Straße der Skulpturen, wie die Mauerreste aus tiefroten Ziegelsteinen und der weiße Schwan, der seinen Schnabel tief im Gefieder versteckt eindrücklich beweisen.
Wir haben uns erst einmal eine Rast verdient und gehen hinunter nach Lohndorf, wo die gelben Lilien vor der Skulptur der Maria hoch oben an einem alten Bauernhaus blühen. Die Heilige breitet ihren Mantel aus, um uns und alle, die mühselig und beladen vor sie treten, schützend unter ihrem Mantel zu bergen. Die Wurzel dieser Geste liegt in der überlieferten Tradition, ein Kind dadurch öffentlich zu legitimieren, indem es der Vater unter seinen Mantel nahm. Auch Verfolgte konnte unter dem Mantel hochgestellter Frauen Zuflucht und Asyl finden. Dies gilt nicht nur für die Schutzbefohlenen auf Erden, sondern auch für die im Himmel, wie es im Bericht von einer Vision eines Zisterziensermönchs heißt. Dieser war zunächst sehr verwundert, als er im Himmel keinen seiner Mitbrüder vorfand, bis Maria ihren Mantel lüftete, wo alle Getreuen versammelt waren.

geöffnet Mi -Sa 15:00 – 21:30
(warme Küche ab 17:00), So 11:30 – 21:30,
Tel +49 9505 92290, www.lohntal.de
Die eher profane Skulptur der freiwilligen Feuerwehr vor einem Haus in Lohndorf, erinnert die frisch Vermählten an ihre „ehelichen Pflichten“. Hoch oben an einem Fichtenstamm hängt ein gewundener Kranz mit fränkisch weiß-roten Bändern und einem beschrifteten Herz, das mit dem uralten Kinderreim „Ene mene Miste, es rappelt in der Kiste …“ die entsprechende Aufforderung weithin sichtbar macht.
Auf dem Rückweg verlassen wir die Straße der Skulpturen beim Ammonit. Er wurde unter der Leitung von Thomas Gröhling im Rahmen eines Workcamps des Internationalen Jugendgemeinschaftsdienstes aus einheimischen Kalksteinen als begehbares Kunstwerk erbaut , die als Treff und Gesprächsort funktioniert . Die versteinerten Ammoniten sind mit 100 Millionen Jahren sicher die ältesten Skulpturen auf unserem Weg und sind aufmerksamen Betrachtern bereits in den Säulen des Sängerehrenmals begegnet.
Der Lebensschlüssel eröffnet dann den Reigen der Skulpturen auf dem Kunst- und Besinnungsweg, der vom Litzendorfer Künstler Robert Hoffmann gestaltet wurde. Die einzelnen Werke sind für ihn nicht nur materielle Darstellungen, sondern „Denkkunst mit ethischer Prägung, die den Betrachter auffordert, im Geiste der Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe selbst aktiv zu werden für eine Weltethik und für globales Denken“.
Der große Schlüssel steht für den Universalschlüssel, den Schlüssel der Weisheit, mit dem sich für den Künstler „die Schöpfung erschließt“. Die vielen kleinen Schlüssel verschaffen uns Zugang zu neuen Räumen, sind Werkzeuge um „Schlüsselmomente“ auszulösen.
Der Dreiklang aus Eichenholz, Edelstahl und Kalkstein demonstriert, wie aus oft uninteressantem Einzelnen etwas „Größeres Ganzes“ entstehen kann. So wie hier aus drei unterschiedlichen Materialien – anorganischer Stein, organisches Eichenholz und künstlicher Edelstahl – eine Skulptur entstand, kann aus Werten wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit etwas Größeres wie die Demokratie entstehen.
Die Aluminiumfigur Saatgut, auf der anderen Seite des Weges ein Stück auf Litzendorf zu, vereint drei Aspekte:
- das Ei – symbolisch als Zeichen fürs Leben
- die große, geöffnete Eiform in Form einer gebenden Hand – für den Menschen, der Leben sät
- der umschlossene Freiraum für das unsichtbare geistige Leben – ebenfalls Saatgut, aber nicht immer sofort zu erkennen.
Vor mehr als zehn Jahren legten Jugendliche in einem Sommercamp Steine mit „Saatgutwörtern“ spiralförmig um das Kunstwerk ab.
Bei der Kapelle der Marianischen Sodalität mit der Skulptur der Maria mit dem Jesuskind (Ad Freundorfer aus Lohndorf) rasten wir auf der Bank im Schatten eines riesigen Baumes und lassen Augen und Sinne weit schweifen, ehe wir nach Süden abbiegen.
Die geschlitzte Granitsäule Mehrfüßler Mensch steht symbolisch für den Neugeborenen, der mit unterschiedlichsten Talenten und Fähigkeiten auf die Welt kommt. Manchmal werden diese Chancen nicht genutzt, durch Erziehung und Bildung in den Hintergrund gedrängt oder einfach nicht erkannt und deshalb nicht gefördert. Der geschlitzte Stein ist ein Plädoyer für die Entfaltungs- und Entwicklungsfreiheit des Menschen, der selbst ein fragiles Kunstwerk ist und in seiner Einzigartigkeit auf festen Säulen steht.
Der Mensch ist durch seine körperliche Form und sein Umfeld nicht frei geboren, doch hat er im Laufe seines Lebens in vielen Bereichen die Freiheit der Entscheidung. Im Lebensschiff, mit dem er allein oder in Gemeinschaft mit anderen den „Ozean des Lebens“ befährt, kommt zum Ausdruck, dass allein die Richtung in der sich ein Mensch entwickelt und die Mittel die ihm dabei zur Verfügung stehen entscheidend sind, was er letztlich erreicht. Oder wie Gorch Fock es ausgedrückt hat: „Gottes sind Wogen und Wind, Segel aber und Steuer sind euer, damit ihr den Hafen gewinnt!“
Das Flurdenkmal Vier Elemente von Christian Blank geht zurück auf die alte griechische Medizinin der man sich die Entstehung der Welt aus den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer erklärte. Die anthroposophische Menschenkunde sieht in den vier Elementen die Vermittler zwischen den nicht stofflichen Wesensgliedern Ich, Astralleib, Ätherleib und Physischem Leib. Jedes Wesensglied wirkt über ein bestimmtes Element im menschlichen Körper. Über die Elemente zeigt sich auch die Wesensverwandtschaft des Menschen mit der Natur und der Tanz der Elemente im Reigen um die Linde symbolisiert die Balance des individuellen Temperaments – oder auch nicht.
Auf dem Weg zu unserem Ausgangspunkt bei den Grabhügeln machen wir wie die Wallfahrer eine kurze Rast. Die haben diese Salvatorkapelle zur Ehren von Jesus Christus, dem Weltenretter 2008 erbaut und beginnen und beenden hier im Juni ihre jährliche Wallfahrt nach Hollfeld zur Salvatorkirche mit dem Gnadenbild das Christus, den Salvator, mit dem gestutzten Kreuz zeigt.
Wir danken für den herrlichen Tag der uns geschenkt wurde und die Freunde die uns begleiten.