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Hell und klar tönt eine einsame Glocke durch den Elbnebel. Ihr Ruf wird von den hohen Ziegelwänden der Speicherstadt zurück geworfen, steigt am Turm der Katharinenkirche empor und bringt die Stundenglocke zum Mitsingen. Es ist Sonntag Nachmittag in Hamburg, der Nieselregen dringt durch die Mütze und macht die Hände klamm.
Die Kirche der Flussschiffer
Das Gebimmel kommt nicht vom Kirchturm, sondern vom Wasser da unten. Von der Kaimauer sehen wir ein blau-weißes Flussschiff auf dessen Kajüte, in einem kleinen Türmchen mit Kreuz, die Glocke ruft. “Gottesdienst Sonntag 15 Uhr” steht auf einem großen weißen Banner an der Bordwand. Über den Treppenabgang an der stählernen Hohen Brücke und die Pontons der Ausflugsschiffe erreichen wir die Kirche der Flussschiffer. Just in diesem Moment hört die Glocke auf zu bimmeln und weit und breit ist niemand zu sehen.
Wir öffnen vorsichtig die hölzernen Kajütentür, in deren Mitte warmes Licht durch das kreuzförmige Fenster leuchtet, und steigen die steile Holztreppe ins Innere des Schiffsrumpfes hinunter. Nach dem kalten Nieselregen und dem trüben, grauen Januarlicht draußen, empfängt uns Wärme, heimeliges Kerzenlicht und die Hand des Gemeindevorstehers, die er uns freundlich zur Begrüßung entgegenstreckt: “Herzlich willkommen an Bord, dort drüben können sie ihre Jacken aufhängen und dann guck ich mal, dass ich noch ein Liederblatt zum Mitsingen für sie auftreibe!”
Die Jahreslosung wird gelesen: “Gott seggt, Ick will di so tröösten as een Moder die tröösten deit!” (Jesaia 66, 13) und wir verstehen erst, als wir den Text auf dem Liedblatt entdecken: Heute ist der vierte Sonntag im Monat und der Gottesdienst ist auf Plattdeutsch!
Der vierte Sonntag im Monat
“Danzen löpt de EerdenBall
um die Sünn ehr Gloot,
wiest veel wesseln Licht und Schadden
wesseln Glück un Nood:
Un dat geiht Johr um Johr
ut de Nacht in dat Licht …
Dreih de, Eer, un danz dien Zirkel
wies dien GlücksGesicht.”
Die Liedtexte, die wir zu Melodien bekannter Kirchenlieder singen, sind alle vom Pastor selbst verfasst und nicht nur in plattdeutscher Mundart, sondern auch in den Bildern und der Erfahrung der Küstenbewohner. Es geht um Ebbe und Flut, um die Düsternis und das Dunkel, das schreckliche Ereignisse wie die terroristischen Anschläge von Paris und Istanbul in uns hervorrufen, aber auch um das Licht und den Lebensmut, den wir unseren Nächsten geben können, wenn wir selbst uns “von guten Mächten wunderbar geborgen” fühlen dürfen.
Ganz in diesem Sinne singt die Gemeinde nach der Melodie von “Freude schöner Götterfunken”:
“Lot uns for dat Lewen singen!
Leder weckt den Erdenball!
Loot Musik den Heben bringen,
Wulkensang un Steernenhall!
Gott un Welt Welt danzt dör de Tieden
noh den Takt vun unser Leed,
un de Schöpfung süht vun wieden
de Geburt vun Freid un Freed.
Die Zuversicht, dass das neue Jahr uns nicht nur Sorgen bereiten wird, sondern sich auch Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme ergeben werden, wenn wir nur Vertrauen in die göttliche Fügung und Barmherzigkeit haben, ist die Kernbotschaft der Predigt von Pastor Denker. Er hat Recht: Auch an einem grauen, regnerischen Sonntag im Januar, an dem mir das Aufstehen schwerfällt, es keine frischen Brötchen gibt, weil der Bäcker geschlossen hat und mir das alles “mörslastig” vorkommt, hält die Flussschiffer Gemeinde einen fröhlichen Gottesdienst, der Mut macht und mir für’s ganze Jahr mitgibt:
“Noch das Allerlüttste ward ganz groot sein.
Ich will dat, ick kann dat, ick do dat ok seggt Gott,
un ji ward sich wunnern!
Über die schwimmende Kirche und die „Weite Welt“
„Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen können, muss die Kirche zu den Menschen gehen.“

Hohe Brücke 2, 20459 Hamburg, +49 (40) 78 36 88 www.flussschifferkirche.de
Die Weite Welt ist das Café-Bistro der Flussschifferkirche und der Stiftung „Das Rauhe Haus“, die durch ihren gemeinsamen Gründer Johann Hinrich Wichern, den Begründer der modernen evangelischen Diakonie, verbunden sind. Es liegt auf dem Ponton an der Flussschifferkirche, zwischen Schiffen und Barkassen direkt auf dem Wasser.
Im Herzen des Hamburger Hafens genießen die Gäste typische Gerichte aus der weiten Welt und natürlich aus der norddeutschen Küche. Alles mit Liebe frisch zubereitet und freundlich serviert!
Zwölf Menschen mit psychischen Erkrankungen haben hier eine neue berufliche Aufgabe und den Einstieg in die Arbeitswelt gefunden.

Hohe Brücke 2, 20459 Hamburg, +49 40 30605187 www.weite-welt-hamburg.de