Auf halbem Weg vom Goldenen Dreieck nach Luang Prabang liegt Pak Ben an einer Biegung des Mekong mitten in Laos. Bis hierher braucht ein Boot stromabwärts etwa acht Stunden.
Pak Ben am Mekong
Die wahre Attraktion von Pak Ben sind jedoch die Elefanten am gegenüberliegenden Ufer. Mit einem kleinen Boot setzen wir über zur Sandbank, von der aus wir über Bambusmatten und durch lichten Wald zum Elefantenlager aufsteigen. Fröhlich trompetend werden wir begrüßt, verheißen die Neuankömmlinge doch eine Arbeitspause und vor allem frische Bananen.
Der Mahut macht uns mit den Elefanten vertraut und wir füttern sie mit den kleinen, süßen Bananen. Vorsichtig greifen sie mit ihrem Rüssel und tasten in unseren Handflächen nach mehr. Dann erzählt uns der Mahut die Geschichte* von Phra Mau Thao, dem Elefantenflüsterer, der in uralter Zeit den Jägern vom Stamm der Kui die Regeln der Elefantenjagd und ihre Zähmung lehrte:
Die Legende von Phithikhot
Nach einigen Tagen fanden sie endlich einen beeindruckend großen Elefanten, der sie fragte „Warum seid ihr gekommen?“ und sie antworteten „Wir suchen Phithikhot, den Elefanten, von dem wir gehört haben, er sei ein beeindruckendes Biest“. Der Elefant fragte „Seid ihr als Jäger gekommen um ihn zu töten?“ „Nein“ logen sie den Elefanten an, „wir sind ohne Waffen und Ausrüstung gekommen, um ihn zu bestaunen, weil wir nicht glauben können, dass er stärker sein soll als ein Wasserbüffel.“
„Ich bin Phithikhot“ erwiderte da der Elefant „und ich werde euch zeigen, wie stark ich bin!“ Die drei Jäger hießen ihn Bäume umstürzen, Lianen zerreißen mit denen sie ihn festbanden und waren von seiner Kraft überwältigt. Da holte einer der drei ein Lasso aus dreimal geflochtener Büffelhaut, das sie vorher versteckt hatten und sprach: „Ehrwürdiger Phithikhot, ein letzter Beweis deiner Stärke sei, dieses Lasso zu zerreißen, das wir an einem Baum festmachen.“ Der Elefant lies sein hinteres Bein mit dem Lasso siegessicher festbinden, doch je mehr er zerrte und zog, desto fester schnitt das Lasso in seine Haut und schließlich nach vielen Tagen gab er auf und die drei Jäger zähmten den wilden Elefanten. Um ihn gefügig zu machen, schnitten sie ihm die Zunge ab, so dass er nicht mehr sprechen, sondern nur dumpfe Laute von sich geben konnte.
Viele Jahre vergingen und die drei Freunde machten viele Reisen mit ihrem Elefanten, lehrten andere Jäger, wie man wilde Elefanten zähmt und bildeten sie zu Mahuts aus.
Eines Tages entschloss sich der Älteste von ihnen, mit seinem Sohn Kong auf dem Elefanten in den Wald zu reiten, um ihn in die Geheimnisse der Elefantenjagd und ihrer Zähmung einzuweihen. Am Nachmittag fanden sie eine Elefantenkuh mit einem jungen Elefantenbaby. Kong sagte zu seinem Vater „Fang das Muttertier, dann hast du auch das Kind!“. Aber der alte Jäger warf sein Lasso nach dem Baby, weil das viel leichter zu zähmen sein würde.
Kong, der in seinem vorhergehenden Leben ein Elefant gewesen war, erschrak ganz fürchterlich, als ihm bewusst wurde, dass der alte Elefant seine Mutter war. Er schrie auf und sprang mit einem riesigen Satz auf den Rücken des Mutterelefanten und dieser stob laut trompetend davon.
So laut der Jäger auch rief und sosehr er seinen Jagdelefanten auch anspornte – er konnte Kong nicht mehr erreichen und mit Einbruch der Dunkelheit verlor sich auch die letzte Spur im Dschungel. Seitdem lebt Kong als König der wilden Elefanten im Wald und schützt seine Herde vor den Jägern.“
Weiter den Mekong flussabwärts
Wir setzen zu unserem Schiff am anderen Ufer über, um unser Abenteuer flussab fortzusetzen.
*Mündliche Überlieferung der Kui-Minderheit