Eines der romantischsten Ausflugsziele für den Herbst ist die Schwarzachklamm im Nürnberger Land, seit mehr als 80 Jahren Naturschutzgebiet und eines der schönsten Geotope Bayerns. Schon Gustav-Adolf, der König von Schweden war hier und König Ludwig bei der Besichtigung der Arbeiten am Ludwig-Donau-Main-Kanal natürlich auch. Der abenteuerliche Weg entlang der Schwarzach führt zwar durch Höhlen und über Treppen, ist aber trotzdem für die ganze Familie geeignet, aber nichts für den Kinderwagen und bei schlechtem Wetter nass und glitschig!
Buntsandstein und Granitwerk
Die Schwarzach hatte es dabei besonders schwer, denn der abgelagerte Sand war durch Sedimente inzwischen zu buntem Sandstein verbacken. Wenn wir über die ersten Brücken in das enger werdende Flusstal wandern, sehen wir an den nun aufstrebenden Felsen, wie sich der Fluss immer tiefer durch den Sandstein gegraben hat. Auswaschungen bilden wabenförmige Muster, tiefe Rillen oder kleine Höhlen.
Beim ehemaligen Granitwerk Lauterbach sieht man deutlich, dass dies in einen alten Steinbruch für Sandstein hinein gebaut wurde. Den hier ausgesägten Sandsteinen werden wir später an den beiden Schlössern wieder begegnen.
Die Gustav-Adolf Höhle
Als während der Belagerung des Wallenstein Lagers bei der Alten Veste (Zirndorf) im Dreißigjährigen Krieg das Gefecht bei Burgthann-Fröschau gegen die kaiserlichen Truppen am 31. Juli 1632 zugunsten des Schwedenkönigs aufgegangen war, kam Gustav-Adolf auf dem Rückweg nach Nürnberg über Schwarzenbruck und übernachtete dort im Schloss mit seinen Truppen. Der Chronist berichtet:
„Am Morgen sammelten sich die Kriegsvölker auf der Schwarzenbruck-Gsteinacher Flur zur feierlichen Kirchenparade, und die Felsenhalle füllte sich mit Generälen und Offizieren, die den König erwarteten. Als er erschien, bestieg der Prediger Cornelius Mareius aus Nürnberg die Felsenkanzel und hielt nach Beendigung des von Pauken und Trompeten begleiteten Gesangs die Feldpredigt und das Dankgebet.
Nach dem Segensspruch erklangen wieder die Trompeten und Hörner, die Kanonen donnerten von der Höhe herab, dass ringsum die Wälder erzitterten. Die Kriegsobersten flogen zu ihren Regimentern, deren sieggewohnte Fahnen im Winde flatterten, und an der Spitze seiner Krieger zog Gustav Adolf wieder dem befestigten Nürnberg zu.“
Wasserkraftund Biergarten
Je weiter wir jetzt nach Westen kommen, desto wildromantischer wird die Schwarzachklamm. Fantastische Formen im Sandstein lassen Fabelwesen hervortreten oder erzählen seltsame Geschichten, wenn man sich Zeit nimmt und die zerklüfteten, vom Wasser ausgewaschenen Felsriffe zu sich sprechen lässt.
Durch ein enges Felsenloch betreten wir eine kurze Holzsteige, die uns direkt unterhalb des Naturschutzgebiets Teufelsofen in die Karlshöhle führt. Die Wände der zur Schwarzach hin weit offenen Hallenhöhle sind leuchtend grün bemoost und an der Rückwand der Höhle tritt an einer waagrechten Lettenschicht eine kleine Quelle aus.
Weiter folgen wir dem Flusslauf, bis am Ende der Schlucht der Weg an einer gefassten Quelle vorbei hinauf an die Abbruchkante führt. Von hier sehen wir schon die Waldschänke Brückkanal durch die Bäume spitzen und freuen uns auf eine zünftige Brotzeit. Seit 150 Jahren Waldschänke für Treidler und Waldarbeiter ist es heute ein beliebtes Ausflugslokal mit großem Parkplatz. Gutes Essen und schnelle Selbstbedienung sind ideal für Wanderer!

Ludwig-Donau-Main Kanal
Frisch gestärkt steigen wir vom Biergarten auf zum Ludwig-Donau-Min-Kanal und bewundern die technische und logistische Meisterleistung, die hier vor fast 200 Jahren vollbracht wurde. Die Tafeln geben folgende Erläuerungen dazu:
„In nur zehnjähriger Bauzeit entstand zwischen 1836 und 1846 eine künstliche Wasserstraße von Kelheim an der Donau nach Bamberg am Main.
Auch wenn der Kanal in erster Linie ein 173 km langes Erdbauwerk ist, sind an ihm – wie Perlen an einer Kette – eine Fülle teils aufwändiger Kunstbauten aufgereiht. 100 Schleusenkammern mussten gebaut werden, 69 Schleusen- und Kanalwärterhäuser, knapp 100 Brücken und sieben Hafenanlagen mit Lagerhäusern und Kränen. Herausragende Bauleistungen waren die zehn Brückkanäle (heute: Kanalbrücken), mit denen der Kanal über Flüsse, Straßen und Einschnitte geführt wurde. Ursprünglich waren 13 geplant, jedoch ersetzte man die drei größten aus Kostengründen durch hohe Erddämme. Heute sind nur noch die zwei nahe beieinanderliegenden Brückkanäle – hier über die Schwarzach und etwas weiter westlich über den Gauchsbach – sowie der Brückkanal über eine kleine Straße bei Beilngries erhalten.
Glanzpunkt der für den Ludwig-Kanal errichteten Kunstbauten war der 1841 fertig gestellte Brückkanal über die Schwarzach. Die 90 m lange Konstruktion aus Sandsteinquadern überspannt mit einem Bogen von knapp 15 m in 17,5 m Höhe das Flusstal. Aber das beeindruckende Beispiel der Ingenieurskunst war, wenn nicht auf Sand, so aus toniger Erde gebaut. Mit ihr hatte man auf der Südseite den Raum zwischen den Flügelmauern verfüllt. Nach der ersten Wasserung des Kanals 1843 quoll sie auf und drohte, die Außenmauern zu sprengen. Der Bau musste 1844 größtenteils abgetragen und neu aufgebaut werden. Nun ließ man das Innere der Brücke hohl und schloss die Widerlager mit leeren Gewölben ab. Zur Vermeidung von Schäden durch Eisgang wurde das Eis im Winter händisch zerstückelt. Seit 2013 verhindert eine Druckbelüftung das Zufrieren.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der alte Ludwig-Donau-Main-Kanal teilweise zerstört, 1950 aufgelassen und später an mehreren Stellen mit Straßen überbaut oder dafür unterbrochen. Heute bilden die erhalten gebliebenen Strecken und Bauten ein industriegeschichtliches Ensemble ersten Ranges und stehen unter Denkmalschutz.
Die mit dem Kanal verbundenen Erwartungen erfüllten sich indes nicht. Zu klein waren die Schiffe, die ihn befuhren, zu lange dauerten die Fahrten, zu schnell entwickelte sich zeitgleich die Konkurrenz der leistungsstärkeren Eisenbahnen. Nach einer kurzen wirtschaftlichen Blütezeit schrieb der Kanalbetrieb nur mehr rote Zahlen.“
Wir lassen die Geschichte und den Brückkanal hinter uns und genießen den bequemen Rückweg auf den breiten Treidelwegen am Kanal entlang – als Ausflugsziel und Naherholungsgebiet ist er noch heute ein voller Erfolg!