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Ein Ausflug in die Vergangenheit Vietnams ist der Besuch Duong Lams in zweierlei Hinsicht: Erstens wurden hier vor mehr als tausend Jahren zwei der bedeutendsten Anführer geboren und begraben und zweitens ist es ein lebendiges Museumsdorf.
Die Versammlungshalle und die Helden von Duong Lam
Wir parken auf einem kleinen Platz vor dem Dorf und gehen durch das alte Tor die gewundene, schmale Straße bis sich links der Dorfplatz mit ein paar kleinen Ständen öffnet. Rechts ist die Versammlungshalle Dinh Mong Phu, vor der sich ein riesiger, mit Terrakotta gepflasterter Platz erstreckt. Er ist blitzblank gefegt und die Ziegel von der Sonne gewärmt. Rechter Hand trocknen fein geschnittene Rettiche und andere Wurzeln, die wir später in der Suppe wiederfinden. Die fünfhundert Jahre sind an den Eisenholzsäulen, die das große geschwungen Dach tragen, scheinbar spurlos vorüber gegangen – trotz der Überschwemmungen.
Ein selbsternannter Führer erklärt Petra wortreich die Geschichte des Ortes auf Vietnamesisch. Minh Anh sei Dank, der uns das alles lächelnd übersetzt:
Phung Hung, führte einen Aufstand gegen die chinesischen Besatzer an, dem sich erstmals auch die Bauern anschlossen. Das passierte etwa zur gleichen Zeit, als in Europa Karl der Große das weströmische Reich unter der Herrschaft der Franken einte. Gut hundert Jahre später wurde dann auch hier in Duong Lam Ngo Quyen geboren, der Vietnam dann 938 endgültig in die Unabhängigkeit brachte. Die beiden Nationalhelden sind vor den Toren auf einem Hügel in den Feldern bei den Ahnen begraben.
Ein Tempel als Teehaus und eine Pagode als Tempel
Weiter über den Tagesmarkt, vorbei an Betelnuss kauenden (und spuckenden) alten Frauen zur Zuckerhutpagode Chùa Mia von 1621. Der vielstöckige Turm steht heute ziemlich dunkel im Schatten riesiger Bäume, während im Hintergrund der Tempel mit seinen vielen historischen Figuren der eigentliche Begegnungsort ist. Die Dame in der kleingemusterten, rot-orange-gelben Bluse ist offensichtlich vor ihrem täglichen Gang zum Markt noch zu den einzelnen Altären des Tempels gekommen um ihre Gebete vor die Götter zu bringen.
Die vielen Ebenbilder längst vergangener Äbte, Könige und anderer Ehrenbürger werden immer noch verehrt, so wie auch die Ahnen auf den Hausaltären unübersehbar im Mittelpunkt des Hauses stehen. Überraschend sind die Grotten im hintersten Querbau, die an die Nachbildungen der Grotte von Lourdes erinnern. In der rechten sitzt die barmherzige Göttin mit einem Kind auf dem Schoß – würden die Wächter rechts und links etwas freundlicher blicken, so wie Hirten, die buddhistische Szene wäre von der Weihnachtskrippe in Bethlehem nicht zu unterscheiden. Oder ist es viel mehr die gleiche Glaubensbotschaft, die ähnliche Bilder hervorbringt?
Versunken steht die Dame in Rot vor dem Altar einer schwarzen Guillin (oder schwarzen Madonna), entzündet Räucherstäbchen, damit ihre Gebete mit dem Rauch in den Himmel getragen werden.
Die Küche auf dem Hof und Soße im Tonfass
Zurück am Dorfplatz lassen wir die Versammlungshalle links liegen und schlüpfen durch eine schmale Pforte in der Seitengasse in den Innenhof einer Familie, die aus Bohnen braune Würzsoße herstellt. Der ganze Hof steht voller großer Tontöpfe, in denen die Würze gärt und einen ziemlich strengen Geruch verbreitet.
Für uns hat Minh Anh hier ein Mittagessen vorbereiten lassen, das uns in Erinnerung bleibt. Die Vielfalt in Geschmack, Form und Farbe und auch die Variationen von Gemüse und Fleisch haben wir nirgends mehr so ursprünglich und schmackhaft gegessen. Ob das auch an der Soße lag?
Wir entscheiden uns dagegen, eine kleine Plastikflasche mit brauner Soße zwei Wochen im Koffer quer durch Vietnam zu schleppen und probieren lieber den hausgebrannten Schnaps. Beschwingt machen wir uns auf die Rückfahrt nach Hanoi ♥