- Kambodscha, Land der Tempelstädte
- Der König von Angkor
- Die Fischer vom Tonle Sap See
Über den Wassern des uferlosen Sees südlich von Siem Reap in Kambodscha wohnen die Einheimischen noch heute wie vor tausend Jahren in Pfahlbauten, die den jährlichen Fluten der Monsunregen trotzen.
Mit dem Longtail durch die Reisfelder
Wir sitzen – Buddha sei Dank – in einem großen Holzkahn mit blubberndem Dieselmotor und fahren dem Tonle Sap See entgegen. Jetzt im Herbst, nach der Regenzeit im Juli und August, ist der See weit über die Ufer getreten und rechts und links sind die Felder mit schlammigem, hellbraunen Wasser überflutet. Reusen an beiden Enden langer Leitnetze sollen Fische fangen, die in den neuen Jagdgründen der Flut nach Kleingetier gründeln.
Inmitten der Felder ankern Bauern mit ihren flachen Nachen im Schatten großer Bäume und halten ein Nickerchen. Mit den Wasserbüffeln pflügen sie das vom Waser bedeckte Feld, in dem später die Reissprösslinge von Hand gesteckt werden. Wie so oft jammern sie, dass der See nicht mehr so hoch steht, seit die Chinesen und die Laoten Dämme im Mekong bauen. Dass aber die Wassergräben der Vorfahren versanden und zur Müllkippe umfunktioniert werden, daran sind sicher auch die Anderen Schuld.
Kampong Phluk, Fischerdorf am Tonle Sap
Nebenan sitzt die Familie gerade zum Essen beieinander. Normale Leute haben ein Pfahlhaus und ein Holzboot aber keine Tische, Stühle, Schüsseln oder Körbe. Man sitzt auf Reisstrohmatten und das Essen steht auf dem Boden oder einem niedrigen Bänkchen dazwischen. Sie verwenden irdenes Geschirr und kochen im eisernen Wok auf einem Schamotteofen, der mit Brikett geheizt wird. Die großen Flechtkörbe dienen als Hühnerstall, der eine Etage tiefer, nur wenige Meter über dem Wasser, im Schatten des Hauses angebracht ist. Die großen Kochtöpfe aus Aluminium sind verbeult und vom Kohlefeuer verrust.
Der Reis wird in chinesischen Porzellanschalen serviert, während sie für die Saucen kleine Schälchen aus Bananenblättern kunstvoll zusammenstecken. Seit der Kolonialzeit werden Messer und Gabel als Essbesteck verwendet, wenn der Resi nicht wie traditionell üblich mit der rechten Hand zu einem Bällchen geformt, dann in die Sauce getaucht und zum Mund geführt wird.
Eine große Schüssel oder manchmal ein Fass mit Regenwasser dient zum Händewaschen und dann nach dem Essen um die Reste des Reises abzuwaschen. Seltsamerweise wird in Indochina kaum grüner Tee zum Essen getrunken, sondern meist Wasser aus Plastikflaschenoder Bier aus Dosen. Den Mittagsschlaf verbringt die ganze Familie ausgiebig in der Hängematte oder auf den keilförmigen Strohkissen auf der Veranda, wo die Moskitonetze für die Abendstunden in großen Knoten aufgewickelt sind.
Zwischen den Pfählen der Häuser stauen sich die Wasserhyanzinthen und bilden einen grünen Teppich. Zum Fluß hin haben die Fischerhäuser einen schwimmenden Ponton, der mit seinen Planen und Folien wie ein kleines Gewächshaus aussieht. Dort entwirren die Frauen ihre engmaschigen Netze und werfen die winzigen Fische, die sich darin verfangen haben, in ein Plastikfass. Wenn sie darin nicht gleich zu Fischsoße vergären, werden sie eingesalzen und auf dem Blechdach getrocknet. Sie dienen später als Suppeneinlage, denn sie bestehen nur aus Kopf, Haut und Gräten.
Krokodil, aus dem Keller auf den Teller
Hinten auf der Heckplattform werden neben der Krokodilhaut eines bereits verspeisten Artgenossen auch die Innereien mehrerer Fische scharf mit Chili gewürzt getrocknet. Milchner und Rogner auf Kambodschanische Art sieht irgendwie nicht nach meinem Lieblingsgericht aus, ich wähle lieber den Reiseintopf mit Krokodil, da weiß man was man isst!