Die Bucht von Deià

Wie ein Bergdorf in den Pyrenäen liegt Deià versteckt hinter einem Bergkegel an der Westküste Mallorcas, den die einer Burg ähnliche Wehrkirche Johannes des Täufers krönt. Die Piraten hielten dies für eine unbewohnte Küste, bewacht von einem festen Turm. Sie plünderten stattdessen das nördlich gelegene Sollér mit seinem einladenden, natürlichen Hafen.

Die erste Eroberungswelle erlebte Deià vor dem zweiten Weltkrieg, als der englische Historiker Robert Graves sich hier niederlies und ein befreundeter Milliardär Mallorcas exklusivstes Sternehotel La Residencia eröffnete. Wir bevorzugen das wesentlich einfachere Hostal Villa Verde und genießen jeden Abend die kühlende Bergluft auf der Terrasse bei Käse, Brot und Rotwein.

Unsere kurze Wanderung zur Bucht von Deià ist eigentlich ein Badeausflug, den wir an der fensterlosen Wehrkirche oberhalb des Ortes beginnen. Davor hat eine junge Dorfschönheit einen Stand mit mallorquinischen Souvenirs, Früchten und Gemüse aus biologischem Anbau aufgebaut, an dem wir uns mit Proviant für den Strand versorgen, falls wir das nicht schon im Supermarkt an der Hauptstraße erledigt haben.

Wir gehen die Calle Es Puig hinunter und passieren unser Quartier Villa Verde, ehe wir am Fuß der steil abfallenden Gasse rechts in einen breiten, mit Stufen gepflasterten Weg einbiegen. Diesem folgen wir hinunter zum Bachgrund des Torrent des Salt, dessen linkem Ufer wir mit mehr oder weniger Abstand folgen. Zuerst noch an Ferienhäusern der modernen Eroberer vom Festland vorbei, später durch einen Olivenhain und über Gatter und Stützmauern hinab zum Meer.

An der Stelle, wo unser Weg als Schafsfurt den Bach kreuzt (wir nehmen die kleine Brücke), werden wir auf dem Rückweg der Straße noch hundert Meter weiter bergauf folgen, ehe wir linker Hand mit dem markierten Wanderweg die Straße verlassen werden.

Nach knapp einer Stunde erreichen wir die romantische Cala Deià, an der wir noch vor ein paar Jahren am feinkiesigen Strand gebadet haben, und sind völlig frustriert!

Dieses Mal gären Berge braunen Seegrases in der heißen Sonne und weiter hinten klettern die Badenden über glitschige, von grünen Algen überzogene Kiesel, die groß wie Medizinbälle den Zugang zum Wasser blockieren. Wir lassen das Baden sein und setzen uns auf die Veranda der Taverne links vom Bach, die etwa zehn Meter über der Bucht liegt. Von dort haben wir einen tollen Blick auf das Meer und das romantisch auf dem kleinen Bergrücken liegende Fischerhaus, das im warmen Licht der Abendsonne erstrahlt.

Das Essen in der Taverne ist gut aber teuer, was aber durch die grandiose Aussicht ausgeglichen wird. Da man auch mit dem Auto zur Bucht fahren kann, sollten Sie für Ihre Wanderung den frühen Morgen oder den späteren Nachmittag wählen, so dass man den Rückweg auch am späteren Abend noch antreten kann, da ist es im Sommer für den breiten Weg noch hell genug.

Für die kleineren Wanderer erzähle ich noch das Märchen von den vier arabischen Brüdern, das Erzherzog Ludwig Salvator aufschreiben hat lassen. Die beste Stelle zum Zuhören ist dafür die Bank am Aussichtspunkt im Garten mit den hohen Stützmauern, kurz ehe man auf dem Rückweg die ersten Häuser von Deià erreicht.