Bitterkalt ist’s draußen, aber die tiefstehende Morgensonne schickt ihre blendend hellen Strahlen durch das Holzsprossenfenster ins Schlafzimmer unseres Ferienhauses. Zeit aufzustehen!
Die Luft ist glasklar und der wolkenlose Himmel leuchtet in zartem blassblau. Der Februarmorgen ist kalt, bitterkalt hier in Punkaharju mitten in Finnland, nahe der karelischen Grenze. Unser Mökki liegt mit einigen anderen Ferienhäusern verstreut im lichten Kiefer- und Birkenwald, direkt am Ufer des Puruvesi. Das „Reine Wasser“ ist einer der größten Seen der Saimaa Seenplatte.
Weit schweift der Blick über den seit Wochen dick zugefrorenen See, der von einer blütenweißen Schneeschicht bedeckt, zur Winterstraße für Hunde- und Motorschlitten, aber auch für Auto und Lastkraftwagen geworden ist. Viele der Inseln sind im Sommer sonst nur mit dem Motorboot zu erreichen.
Wir ziehen uns dick an: Lange Unterwäsche, dick wattierte Schneehose, warmer Wollpullover von der kratzigen Sorte, Anorak, dicke Fäustlinge, Moonboots und natürlich unsere Fellmützen.
Wir stapfen durch den tiefen Schnee hinunter zum Bootssteg, an dem Arkkii und Sola mit ihren Huskys und dem Schlitten schon auf uns warten. Die langen Zugleinen sind schon ausgelegt, der Schlitten mit zwei langen Häringen als Anker fest im Schnee verankert, damit die ungeduldig japsenden Hunde nicht lossausen, während wir die anderen noch ins Geschirr fädeln.
Das aber will gelernt sein! Arkki zeigt mir, mit welchem Bein der zappelnde Husky gelernt hat, zuerst durch die Schlaufen zu steigen. Der aber interessiert sich viel mehr für meine sibirische Wolfsmütze und schleckt mir freundschaftlich über die Nase. Jetzt bin ich wohl in die Familie aufgenommen!
Der Hundeschlitten macht einen Satz wie mein Audi Quattro beim Kavalierstart und wir jauchzen „Punkaharju Hüvä!“ Die Hundepfoten wirbeln uns den Schnee direkt ins Gesicht – jetzt sind wir hellwach!
Mit einem irren Tempo sausen wir über den festen Schnee des Sees der fernen Insel entgegen. Unser Allerwertester macht dabei mit jedem kleinen oder größeren Eisbrocken, der im Weg liegt, Bekanntschaft. Der Boden des Hundeschlittens ist nur dünnes Blech, das zwischen den Kufen direkt auf dem Schnee aufliegt. Die Kufen dienen lediglich zur Führung und unserem Führer als Standfläche am Schlittenende.
Jetzt noch die Hunde ausspannen und in ihre warmen Kabinen im Anhänger verstauen. Als Petra sich bückt, um die Leinen zu entwirren, schnappt sich einer der frechen Kerle die Bommel an ihrer Silberfuchsmütze, um genüsslich auf dem Fellknäuel herumzukauen – Igitt!
Noch eine kurze Pause auf dem Sofa und dem Schaukelstuhl vor dem offenen Feuer im Specksteinkamin, dann sind wir bereit für das Buffet in der Kota. Wir freuen uns schon auf die karelischen Spezialitäten, Würstchen vom Grill über dem offenen Feuer in der Mitte der Hütte und kräftigen Rotwein aus dem Libanon.
Auf dem Heimweg leuchten uns die bunten Kerzenlichter in ihren kristallklaren Vasen aus Eis den Heimweg durch die frostige, klare Sternennacht. So schön müsste Winter immer sein!