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- Der kanarische Bauernmarkt
Ein Bauernmarkt auf Teneriffa bietet nicht nur Obst und Gemüse von den Hängen der kanarischen Vulkane sowie Käse und Fleisch von einheimische Kühen, sondern traditionelle Handwerkskunst aus heimischen Hölzern. Neben farbenprächtigen Bildern und heiterem Geplauder aus Spanisch.
Farben und Formen wie ein kubistisches Gemälde
Ein dichtes Stimmengewirr schwebt durch die weite Halle, als ob ein Symphonieorchester ein letztes Mal vor dem großen Auftritt seine Instrumente einstimmt. Bunte Wimpel hängen an langen Leinen von der Decke, abwechselnd in gelb und rot, den Farben der spanischen Krone.
Im Halbdämmer erkenne ich Berge von Grünem Gemüse mit Farbinseln aus gelben Pyramiden und roten Quadraten. Langsam gewöhnen sich meine vom grellen Sonnenlicht Teneriffas geblendeten Augen an die sanften Farben des Bauernmarktes in Santo Domingo, wenig westlich von Puerto de la Cruz. Wie jedes Wochenende versorgen sich die Tinerfenos mit frischen Produkten für die Küche – ich komme mir vor wie im Garten Eden.
Neben den allgegenwärtigen, grünen Bananen und den dunkelgrünen Mangos fallen mir die Stapel sonnengelber Papayas auf, die wegen ihrer kleinen, dunklen Punkte auf der Schale in keinem Supermarkt bestehen könnten, uns aber mit dem zarten Duft des hellroten Fruchtfleisches begeistern, das wie zartes Milcheis auf der Zunge zergeht. Bananen, Papayas und Mangobäume hatten wir heute Morgen auch im ummauerten Terrassengarten unterhalb unseres Ferienhauses entdeckt.
Die spanischen Farbkleckse setzen vor allem die leuchtend gelben Zitronen und die dunkel orange glühenden Apfelsinen, die auf den Abhängen der Vulkanberge gedeihen. Aber auch exotisches Gemüse wie die gelben, schrumpeligen Guayabas sowie rote und gelbe Nisperos werden angeboten.
Später im Jahr werden dann Äpfel, Birnen, Feigen dazukommen und im Herbst dann die Maronen, die wie bei uns in einem kupfernen Kessel erhitzt und dann aus der Schale gepuhlt werden.
Hier spielt die Musik
Im hinteren Teil der Markthalle entdecke ich einen Stand mit den schweren, irdenen Töpferwaren der Guanchen, jeden von den Berbern Nordafrikas abstammenden Ureinwohnern, die vor dreihundert Jahren von den Spaniern nach jahrelangem Widerstand endgültig besiegt und unterworfen wurden.
Gleich daneben werden gedrechselte Holzstühle und Wurfkreisel für die Kinder angeboten. Was mich aber viel mehr fasziniert, ist der Instrumentenmacher mit seiner handgefertigten Timple. Das fünfsaitige, kleine Zupf- und Schlaginstrument ist die spanische Variante der Ukulele, die auf den kanarischen Inseln häufig zusammen im Ensemble mit Gitarren gespielt wird.
Als ich den freundlichen Standbesitzer frage, wie das Instrument gestimmt wird, zuckt dieser lächelnd die Schultern und gibt mir auf Spanisch zu verstehen, dass er die Stühle drechslt und Felipe der Timplebauer oben im Café sitzt.
Wenig später zeigt mir dann Felipe Abreu Pérez nicht nur wie man eine Timple stimmt, sondern auch die Unterschiede zu den Akkordgriffen auf der Gitarre – alles in seinem lokalen Dialekt. Als er merkt, dass mir das Spanisch vorkommt, schlägt er lachend vor, doch nächsten Samstag noch einmal zu kommen, dann würde er mir die Noten und Grifftabellen für die Timple mitbringen. Das wird ein Spass!
