- BERAT, die Stadt der 1000 Fenster
- Butrint, Welterbe und Keimzelle Europas
- Gjirokaster, skipetarische Harmonie
- Welterbe in Albanien
Es fällt uns echt schwer aufzubrechen und unseren Terrassenplatz in Kalami über dem tiefblauen Meer aufzugeben. Wenn wir das Abenteuer Albanien nicht vergessen wollen und statt dessen mit der Superfast nach Ancona zurück fahren, wird es heute höchste Zeit weiterzuziehen. Das Welterbe BUTRINT wartet auf uns!
Albanien, wir kommen!
Ein Abschiedsschwimmen im herrlich warmen, glasklaren und ruhigen Meer, ein „antio“ zu den netten Camping-Nachbarn und schon geht’s los: In Igoumenitsa noch einkaufen und tanken, dann ab nach Albanien.
Die Küstenstraße steigt wieder an, ab und zu sind bei Sagiadas noch kleine Stellplätze am Meer zu erkennen, doch schon nach einer dreiviertel Stunde sind wir am Grenzübergang nach Albanien, wo uns die nette Grenzbeamtin zügig abfertigt.
Hier sind die Berge recht kahl, die Sonne knallt Mitte Juni vom Himmel und in den armseligen Dörfern stapelt sich der Müll wie einst in Griechenland. Wir schaukeln immer weiter ins Innenland, die Straße wird schmaler, die Schlaglöcher tiefer. Ziegenherden, Schafe und die Hauskuh grasen am Straßenrand, die Hirten winken uns zu.
Bald kommen wir an die berühmte Fähre von Butrint – eine Seilfähre wie am Main in den fünfziger Jahren mit leicht durchgemoderten Planken – aber, wenn Busse damit über den Vivar-Kanal befördert werden, schaffen wir das mit Stellina auch! Es ächzt und schwankt schon bedenklich, die Fährmänner sind jedoch ganz locker, da sind noch 20 cm bis zum Rand, da packen sie den SUV als Gegengewicht doch glatt daneben. Das offensichtliche Verneinen des Fahrers hilft nichts – jetzt oder nie!
Auf der anderen Uferseite ist ziemlich viel Betrieb. PKWs, Busse, Wohnmobile – alles will zu den Ausgrabungen. Mein Traumwanderer hat heute die Phobie, die mir Thessaloniki etwas vergrämt hat: Bei all den recht albanisch aussehenden Obstverkäuferinnen mit ihren kleinen Fruchtschälchen, die sie uns ständig anbieten, den dazwischen herumlungernden Typen, ist er doch ziemlich beunruhigt! Also kein Kaffee im Hotel gegenüber, sondern Wasser einpacken und schon geht’s los!
Von Trojanern, Hellenen, Römern, Venezianern und Touristen
Eine lange Allee uralter Eukalyptusbäume empfängt uns mit ihrer duftenden Kühle. Unmittelbar fühlen wir uns tausende Jahre zurückversetzt, wie Aeneas, der nach langer Flucht über das Mittelmeer mit seinen vertriebenen Trojanern in Butrint anlandete. Die Legende erzählt, dass Helenus, der Sohn des trojanischen Königs Priamos, mit seiner Schwägerin Andromache nach dem Fall von Troja nach Butrint floh und hier eine Replik des alten Troja erbaut hat, mit gleich benannten Flüssen und einer Burg über der Stadt (im Archiv: „Welterbe Butrint„).
Der römische Dichter Virgil lässt Aeneas berichten:
„Vorwärts schritt ich, erblickte dann plötzlich ein Troja im kleinen, ähnlich dem einstigen großen, ein trockenes Flußbett mit Namen Xanthos, umarmte dann, nieder mich werfend, des Skaiischen Tores Schwelle. Die Freunde auch grüßten das ihnen aufs engste verbundne Städtchen voll Innigkeit. Gastlich empfing sie der König im weiten Schloßhof. Dort brachten sie Trankopfer dar aus Bacchuspokalen, Speisen auf goldenen Schüsseln, geweihten Opfergefäßen.“
Die ersten Zeugnisse aus dem 8. Jhdt. vor Christus sind zwar nicht mehr zu erkennen, aber die griechischen und römischen Ruinen des Theaters und der Therme beeindrucken uns auch. Entlang der uralten Stadtmauer entdecken wir Reste des Aquädukts, dem der Nimfave geweihten Brunnen und der großen Basilika aus christlicher Zeit.
Von der durch die Archäologen 1930 wieder aufgebauten, venezianischen Burg haben wir einen tollen Blick auf die weite Bucht bis hinüber zur Insel Korfu. Statt das Museum zu besuchen, entscheiden wir uns für das reizende Café, das sich hier toll einpasst, trotz seiner modernen Ausstattung. Hier trinken wir unseren besten Café freddo überhaupt – einfach lecker!
Mit neuer Energie verlassen wir die alten Ruinen und Heiligtümer und gehen zurück zum Parkplatz. Hier parken inzwischen Reisebusse kreuz und quer, das Chaos ist perfekt! Nur nichts wie weg hier, ehe uns die Busse gänzlich einklemmen.