Im Schatten der Bäume lässt es sich auch unter der südlichen Sonne der Costa Brava prima wandern. Von Begur durch den Steineichenwald „Des Quinze“ zum Marineschutzgebiet „Ses Negres“ am Cap de la Creu und dann zum Baden an den kleinen Strand von Sa Tuna. So soll Traumwandern sein!
Zum Mirador de la Creu
Weithin ist das uralte Kastell mit den eigentümlichen, dreieckigen Zinnen auf dem Felsenkegel zu sehen und weist uns den Weg nach Begur. Ein Stück südlich von Estartit, von der flachen Küstenebene abgerückt, um die Sarazenen nicht zu einer leichten Beute zu werden, drängen sich die Häuser mit ihren engen Gassen um den Burgberg.
Wir lassen unser Auto nördlich davon bei der alten Mühle Mas d’en Pinc stehen, in der seit vielen Jahren die Umweltschutzorganisation NEREO ihr Hauptquartier hat und in ein paar Aquarien das Ökosystem der Küstenregion der Costa Brava untersucht. Der dazu gehörende Olivenhain im Talgrund beherbergt die Überbleibsel eines Gartens mit mediterranen Pflanzen und Kräutern, von denen zumindest im März noch nicht viel zu sehen ist.
Die grünen Wanderzeichen weisen uns den Weg zu unserem ersten Ziel dem „Mirador de la Creu“ auf dem Puig Rodo, von dem wir nach ein wenig Kraxelei über verwitterte Granitfelsen zum Gipfel des Puig Rodo eine fantastische Sicht auf die noch schneebedeckten Pyrenäen im Norden und die Burg von Torroella de Montgri haben.
Am nördlichen Ende des schier endlosen Sandstrandes der Baix Empordà entdecken wir Estartit, wo wir vor vielen Jahrzehnten unseren ersten Spanienurlaub verbrachten. Damals war es zwar schon Juni, aber der kühle Wind aus den Bergen verführte uns zum ausgiebigen Sonnenbad im Windschatten des Wohnwagens. Der Sonnenbrand konnte da nicht ausbleiben und hat unser Verhältnis zu südlicher Sonne nachhaltig geprägt: Ohne Sonnencreme kein Sonnenbad!
Tief unter uns im Osten und Süden verstecken sich kleine Buchten und felsige Kaps unter dichten Kieferkronen. Nur Aiguafreda erkennen wir an den betonierten Liegeflächen – da wollen wir heute noch hinunter!
Wilder Spargel unter Steineichen
Ein kurzes Stück den schmalen Weg durch den Wald zurück und dann auf dem breiten Forstweg hinunter zum Punta de la Creu. Wir wandern durch lichte Steineichenwälder und erschrecken, als dicht neben unserem Weg ein alter Mann plötzlich aus dem Unterholz auftaucht. Freundlich erwidert er unser erstauntes „Bon Dias“ und wir entdecken ein dichtes, dunkelgrünes Büschel in seiner Hand. Petra fragt auf Spanisch, was er denn da sammle und der Alte erzählt uns strahlend, dass es sich um sein Mittagessen handelt, auf das er sich riesig freut: „Den wilden Spargel mit ein paar Zwiebeln in Olivenöl anbraten, mit Eiern als Omlette ausbacken und schon ist die Tortilla mit wildem Spargel fertig. Ein Gläschen kühler El Pescador, der leicht moussierende Vino Blanco aus der Empordia passt dazu perfekt“!
Lächelnd bedanken wir uns für die Auskunft und gehen jetzt mit anderen Augen durch den Wald, finden aber nichts als Eicheln. Das letzte Stück wird der Weg zu einer breiten Schotterstraße, mit viel Lärm schieben die riesigen Baufahrzeuge mächtige Felsbrocken als Befestigung an den Rand des Berges. Hier wird offensichtlich eine neue Urbanisation in den Berg gegraben.
Am Meer angekommen, zeigt uns an einer steilen Treppe ein Wegweiser den Einstieg in den Cami de Ronda zum Cap de la Creu. Dieser Küstenweg wurde wie auch in der Bretagne und auf der Belle Île sowohl von den Schmugglern als auch von den Gendarmen der Finanzpolizei begangen. Der Küstenabschnitt unterhalb Begurs führt an besonders steilen und schroffen Felsen mit versteckten Buchten entlang, die für den Schmuggel prädestiniert waren.
Er gehört seit 1993 zum Marineschutzgebiet Ses Negres und reicht von Sa Rica im Norden bis zur Bucht von Aiguafreda im Süden. Hier darf weder getaucht noch gefischt werden und auch das Befahren mit Booten ist untersagt. Heute hat sich die Meeresfauna wieder erholt und Langusten, Hummer und Barsche sind wieder heimisch geworden.
Chillen und baden – das ist Urlaub!
Zum Meer hin ist unser Weg mit einer niederen Mauer befestigt und trotz Wasserrinnen und Stolpersteinen gut begehbar. Bis zu einer Treppe, die steil der Küstenstraße entgegenstrebt. Hier scheiden sich die Geister! Wir wählen das blau gepunktete Abenteuer auf dem alten Pfad, gehen durch lichten Kiefernwald, krabbeln in einem Talabschnitt durchs Unterholz und kraxeln auf allen Vieren auf rutschigem Pfad hoch zum nächsten Kap – nichts bei regnerischem Wetter und auch nichts für Kinder!
Irgendwann ist damit aber Schluss und wir treffen am Carrer Sa Nau Perduda auf die wenig befahrene Küstenstraße, die wir auch über die Treppe erreicht hätten. Vorbei an unzähligen Ferienhäusern, teils in langweiliger Reihenhausmanier, manche aber interessant wie ein real existierendes, kubistisches Kunstwerk.
Kurz vor der Schranke zum Betonpalast des Hotels Sant Rafael beginnt am Restaurant Cap Sa Sal wieder der Cami de Ronda in bestens ausgebauter Form, dem wir nach Aiguafreda folgen. Obwohl noch früher Nachmittag, ist es dort schon schattig und dementsprechend kühl, so dass wir ohne Zögern zu unserer letzten Bucht auf dieser Wanderung weitergehen. Dort empfängt uns freundliche Sonne und die Terrasse des Hostal Sa Tuna, von der aus wir bei einem Cafe Solo, Wasser und Vino Blanco die verschachtelten Häuser am Steilufer bewundern, in deren Fassaden die langsam tiefer sinkende Sonne immer neue Schattenmuster zaubert. Am meisten fasziniert mich das Casa Torre Sa Tuna mit seinem Wohnturm und den Schatten spendenden Pinien.
Wir bewundern noch die tolle Aussicht auf die romantische Bucht, das Meer und die Felsenküste von dort oben – das könnte uns auch gefallen!
Ein Abstecher des GR-92 führt uns von Sa Tuna direkt nach Begur zurück. Immer ansteigend, aber doch die meiste Zeit im Schatten der Bäume. Über verwinkelte Treppen steigen wir in Begur zum Platz an der Kirche Sant Pere auf, an dem die lange Steinbank an der Kirchenmauer besonders bemerkenswert ist, auf der noch heute die Einheimischen an heißen Tagen eine Rast im kühlen Schatten der Kirche einlegen.
Wir bevorzugen eines der Terrassenrestaurants ringsum, die alle eine reiche Auswahl an Tapas, Wein und Bier anbieten, um diese herrliche Wanderung richtig ausklingen zu lassen. Den Aufstieg zum Kastell heben wir uns für ein andermal auf – ein schöner Grund wiederzukommen!