Auf das schon fast vergangene Jahr zurückblicken, überlegen, was ich anders machen würde, wenn ich noch einmal die Gelegenheit dazu hätte, was ich daraus für’s nächste Jahr mitnehme und natürlich die Vorfreude auf Weihnachten – das ist für mich Advent!
Im Haus brennt am Adventskranz schon die zweite Kerze und der Duft vom Plätzchen backen zieht von der Küche bis in mein Arbeitszimmer. Hoffentlich gibt es heuer ein bisschen mehr Bruch wie letztes Jahr, damit es zum Tee in der Adventszeit auch genügend zu naschen gibt.
Der Weihnachtsaltar aus dunkel gebeiztem Lindenholz von Veit Stoß (diagonal gegenüber der Eingangspforte, südlich vom Westchor) erzählt die Geschichte von Jesu Geburt ganz in der düsteren Tradition des Mittelalters:
Draußen vor den Toren der befestigten Stadt Nürnberg steigt Maria vom Esel, lehnt sich an eine hohe Säule und gebiert Jesus, den sie auf ihren ausgebreiteten Mantel bettet. Die Engel mit der Laute und der Geige musizieren nicht, sondern halten Martersäule und Kreuz als Schicksalszeichen für das arme, unschuldige Kind. Der Diakon im Vordergrund weißt auf den Schlussstein des Gewölbes mit der Jahreszahl 1523, dem Jahr an dem Veit Stoß letzte Hand an den Altar legte.
Wenn die frohe Botschaft vom Erlöser so verstanden wird, dann wundert mich nicht, dass die Nürnberger ein Jahr später die Kirche reformierten und den Altar samt Andreas Stoß, Auftraggeber des Altars, Prior des Karmeliterklosters und Sohn des Holzbildhauers ins katholische Bamberg verkauften.
Wie aktuell die Geschichte heute für uns ist, begreifen wir nicht einmal, wenn wir im Fernsehen die Frau mit dem Kopftuch aus dem Bus steigen sehen, auch wenn sie ein kleines Kind auf dem Arm hat und auf das Tor des Auffanglagers Zirndorf zustolpert.
Da engangieren sich Nachbarn in einer Initiative, die einen leerstehenden Bauernhof zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien und anderswo im gelobten Land machen wollen. Wo kommen wir denn da hin?
Wie tief verwurzelt der Aberglaube im Denken der Neuzeit noch war, zeigt das wenige Jahre ältere Kaisergrab von Heinrich II. und seiner Kaiserin Kunigunde von Luxemburg. Um ihre angebliche Untreue mit einem Gottesurteil zu widerlegen, schreitet sie vor dem Kaiser mit seinem Holzbein und ihren Verleumdern über glühende Pflugscharen (südliches Fries am Sarkophag).
Wie blind wir noch immer sind und wie schnell vergessen wurde,was unsere Eltern nach dem Krieg als Vertriebene erleiden mußten, erkennt man erst in den Diskussionen auf dem Bürgerforum der christlichen Gemeinde beiderKonfessionen.
Wacht auf – es weihnachtet sehr!
Es lohnt sich im Anschluss an den Besuch des Doms wenigstens eine paar Stationen des Krippenwegs zu besuchen und die kleinen Geschichten von der frohen Botschaft die dort dargestellt sind zu verinnerlichen und sich auch zu erinnern, wohin das alles geführt hat. (-> ausführliche Krippenweg-Beschreibung)
Wir bummeln über die Rathausbrücke, am schiefen Haus vorbei, quer über den grünen Markt zum Weihnachtsmarkt auf dem Maximiliansplatz vor dem neuen Rathaus, um ein klein bisschen dieser wunderbaren Adventsstimmung mit nach Hause nehmen zu können. Dort gibt es Buden für Weihnachtliches, Lichterbögen und Kerzen, Glaskugeln und bunt bemalte Leuchten, aber auch Nützliches für den kommenden Winter.
Von fränkischen Omas gestrickte dicke Wollsocken, die schon beim Hinschauen kratzen, aber wunderbar warm machen, Fäustlinge für die Schneeballschlacht und Filzeinlagen für die Wanderstiefel. Für Traumwanderer wie mich das wichtigste Mitbringsel, haben die vom letzten Jahr mich doch schon einige Wanderkilometer getragen.
Bei einem Becher mit Heidelbeerglühwein lauschen wir dem Posaunenchor, der weihnachtliche Weisen spielt und bewundern den blonden Engel, in dessen Bombardon sich der Weihnachtsbaum und das neue Rathaus golden spiegeln.
Die Kälte kriecht uns langsam in die Knochen und der feine Pulverschnee legt sich wie Puderzucker auf die Stoffdächer der Bretterbuden des Weihnachts-marktes. Höchste Zeit für “Schäuferla mit Klos und Soß’ und ahm Seidla Rauchbier vom Schlenkerla” im “Kachelofen” am Katzenberg.

Obere Sandstraße 1, 96049 Bamberg, Tel.+49 951 57172, www.zumkachelofen.de