- Kambodscha, Land der Tempelstädte
- Der König von Angkor
- Die Fischer vom Tonle Sap See
Im königlichen Palast Philamenea innerhalb der befestigten Innenstadt Angkor Thoms (antike Hauptstadt Kamboschas), der von einem weiteren, breiten Wassergraben und einer doppelten, fünfzehn Fuß hohen Mauer umgeben ist, versammelt sich der Hofstaat zum abendlichen Palaver, bei dem ausgiebig getafelt wird.
Der königliche Palast Philamenea
Es war ein langer Tag für den König und seine Mandarine, die eine Delegation aus dem fernen Königreich Champa empfangen hatten. Sie hatten die unterhalb der Elefantenterrasse an ihnen vorbei ziehenden bärtigen Kämpfer mit ihren Kriegselefanten mit gemischten Gefühlen betrachtet.
Selbst der seit einigen Wochen am Hof weilende chinesische Gesandte Zhou Daguan kennt die Legende von der siegreichen Seeschlacht im Tonlé Sap, bei der eine Invasion der Champa erfolgreich abgewehrt werden konnte. Ihre unterschiedlichen Frisuren und Helme, welche den Rang der Offiziere anzeigten, hatte er schon im großen Wandfries der südlichen, äußeren Galerie des Bayon Tempels bewundert. Überhaupt war dies einer seiner Lieblingsplätze, gab es dort doch unendlich viele Geschichten aus dem Leben dieses erfolgreichen Königs in plastischen Bildern zu entdecken.
Die Legende von der Schlangengöttin
“Der königliche Palast ist nach Osten auf die aufgehende Sonne hin ausgerichtet, genau wie die Amtsgebäude und die Residenzen der Noblen. Die Ziegel des Haupthauses sind aus Blei gegossen, aus den anderen Gebäuden im Palast sind sie aus Ton, der vor dem zweiten Brennen Gelb lasiert wird. Vor allem beeindrucken die Säulen und Türstürze, die mit Schnitzereien verziert sind. Die Statuen Buddhas in den Tempeln sind wohl geformt und farbig lackiert.
Die langen Verandas und die überdachten Galerien führen von den Häusern zum Palast, kreuzen sich dazwischen in kleinen Türmchen und bilden so kleine quadratische Innenhöfe, die teilweise mit Wasserbecken für Kühlung sorgen.
Die Größe der anderen Häuser wird durch den Rang ihrer Bewohner am Hof bestimmt. Die des gewöhnlichen Hofstaats sind mit Stroh gedeckt und sie würden es nicht wagen auch nur einen Ziegel zu verwenden. Diese Pracht ist den Häusern der Prinzen und Prinzessinnen vorbehalten.
Der Bayon Temple in 360°:
Dieser Schlangengöttin gehört das Land des ganzen Königreichs und zur ersten Stunde der Nacht muss der König vor ihr erscheinen. Würde er es auch nur eine Nacht versäumen zu kommen, würde Unglück über ihn und sein reich hereinbrechen. Erscheint aber eines Nachts der Geist nicht mehr im goldenen Turm, ist die Zeit des Königs auf Erden abgelaufen.”
Zhou Duguan war ab August 1296 unserer Zeitrechnung als Gesandter des Kaisers von China für ein knappes Jahr am Hof des Khmer Königs Sindravarmann. Also etwa hundert Jahre nach der Regierungszeit Jayavarmans VII., dem Gründer von Angkor Thom, von dem heute nur noch die Überreste der Hauptstadt zu finden sind.