Der junge Herrscher von Chiang Kong steht auf der Veranda seines Holzpalasts, genießt die kühle, frische Morgenluft und lässt den Blick über den breiten, rotbraunen Fluss schweifen. Gegenüber, am laotischen Ufer von Huay Xai, geht die Sonne tiefrot über den grünen Hügeln auf. Die Regenzeit ist vorüber und der Mekong hat sich wieder in sein Bett zurückgezogen.
Nur die Morgennebel lassen noch erahnen, wie hoch der Wasserstand nach dem Monsunregen noch vor wenigen Wochen war. Auf den Reisfeldern und auch auf den Treppen, die versteckt unter einer dicken Erdschicht zum Fluss führen, hat er fruchtbaren Schlamm zurückgelassen.
Wat Chom Khao Manilat
Vor vielen Jahren, genauer gesagt im Jahr 2423 B.E. hatte der Herrscher das Kloster gestiftet, mit der Hoffnung, Buddha möge ihm gnädig sein und zur Erleuchtung verhelfen, wie er eine angemessene Königin finden könnte. In uralten Sagen der Leute von Lan Na wird nämlich davon erzählt, dass an der gleichen Stelle in längst vergangener Zeit ein Tempel der Göttin Kamakhya gestanden haben soll, von der sie folgende Legende erzählen:
Die Legende von König Naraka
In der darauf folgenden Nacht träumte er von der Göttlichen, die ihm befahl, vom Ufer des Mekong bis zu ihrem Tempel einen steinernen Weg zu pflastern. Wenn er dies innerhalb einer Nacht vollbrächte, würde sie menschliche Gestalt annehmen und seine Königin werden.
Schon am nächsten Tag versammelte der König seine Untertanen und lies sie alles notwendige vorbereiten, um in der nächsten Vollmondnacht Steine ans andere Ufer zu verschiffen und Treppen und Weg zum Kloster Vat Chom Khao zu pflastern.
Die Arbeiten begannen bei Einbruch der Dunkelheit und machten so große Fortschritte, dass die Göttin und ihre Mönche nach Mitternacht im hellen Licht des Mondes erkannten, dass der König wohl seinen Teil des Versprechens einhalten würde. Da nötigten die Priester einen Hahn, lange vor Anbruch der Morgendämmerung dreimal zu krähen und so den beginnenden Morgen anzukündigen.
Der König akzeptierte seine Niederlange, stellte schweren Herzens alle Arbeiten ein und kehrte enttäuscht in seinen Palast zurück. Doch der Morgen ließ auf sich warten.
Müde kehrte er zurück, ging in den Tempel, klagte der Göttin seine Enttäuschung und weinte die ganze Nacht um seine betrogene Liebe, bis er vor ihren Füßen einschlief. Da verliebte sich die Göttin in König Naraka und die Erleuchtete küsste ihn auf den Mund, zum Zeichen, dass Kamakhya ihr Versprechen einlösen und seine Königin werden würde.
Die vier Tugenden
In seiner Meditation erscheint ihm dann das Bild der jungen Fischerin, die ihn in ihrem Boot über den Mekong gerudert hatte. Freundlich hatte sie ihn nach dem Grund seines Tempelbesuchs gefragt und mitfühlend versichert, dass sie am Ende der Treppe auf ihn warten würde, bis er wieder zu seinem Palast zurück wollte.
Da springt der Herrscher auf, eilt die steinerne Treppe zum Fluss und bittet die Fischerin seine Frau zu werden.
Die Karte von Huay Xai mit Informationen zu sehenswerten Punkten finden sie im Archiv