Die Lerchen zwitschern die Melodie des Frühlings in Sizilien. Die Berge der Madonie duften wie Parfüm und wir erfreuen uns an der Blütenpracht und dem „Dolce Vita“.
Blüten in Sizilien
Wir brausen im Audi Cabrio hinauf nach Castelbuono, einem uralten Städtchen, das unter den spanischen Königen von Aragon seine trutzige Burg erhielt, die hier im Grünen das „Castello del Buon Aere“ als Sommerfrische erbauten.
Unser Ziel ist das „Refugio Ferdinando Crispi“ auf 1250m Höhe, – zu dem sich das von Schlaglöchern übersäte Sträßchen durch dunkle Steineichenwälder hochschraubt (für WoMos absolut nicht zu empfehlen!). Auf dem winzigen Parkplatz vor der Kette, welche unmissverständlich „Hier ist Schluss“ signalisiert, finden wir noch einen Fleck unter der riesigen Eiche.
Auf dem leuchtenden Berg
Unnahbar geht der Blick der Göttin in die Ferne, über uns Irdische hinweg, als ob sie am Horizont unser Schicksal erahnen würde und doch ist sie nur ein Idol aus Gips und das wahrhaft Göttliche die Eiche, welche sie schützt.
Ab hier hier folgen wir dem schmalen Steig durch lichten Bergwald bis zu einem Belvedere, das den Blick vom Ätna im Osten bis zum Monte Carbonara im Westen, über die unendlichen Berge Siziliens schweifen lässt – grandios – so schön hatten wir uns das nicht vorgestellt!
Durch blühende Ginsterbüsche, vorbei an hyazinthenartigen Blüten von Zwiebelgewächsen führt unser Pfad zum Piano Pomo, einem uralten Hirtenhaus aus Feldsteinen gemauert und mit Schilfstroh gedeckt. In der Feuerstelle im Inneren sind noch schwarze Reste vom Holz und es riecht wie in den Rauchhäusern auf Lewis&Harris in Schottland.
Wenn das Wetter stabil bleibt, werden die Schafe in wenigen Tagen hier oben auf der Sommerweide Quartier beziehen und der Schäfer kocht ihre Milch zu Peccorino oder dem Caccia Cavallo, der wie ein kleiner Sack an einer Schnur aufgehängt trocknet oder geräuchert wird.
Nach einer halben Stunde stehen wir am Gipfelkreuz und Castelbuono liegt tief unter unseren Füßen und das thyrenische Meer mit den Vulkaninseln im Norden glänzt im Licht der Nachmittagssonne. Leider gibt’s zu Apfel und geräucherten Käse keinen Wein, obwohl ich den sogar in ein Plastikfläschchen abgefüllt hatte, liegt er noch im Kofferraum.
Das Refugio
Der Wirt hat Erbarmen mit zwei ausgehungerten Wanderern und so erhalten wir unseren Anteil am Geburtstagsbuffet – Antipasti mit Käse, Ruccola, Oliven, Kaiserfleisch und Schinken und jeder einen Teller Pasta mit oranger Karottensoße die himmlisch schmeckt. Dazu eine Flasche Rotwein und eine große Flasche Wasser, die wir später ungeöffnet mitnehmen.
Die Madonie
Genüsslich an meinem Gelato schleckend kiebitzte ich bei den Kartenspielern am Tisch unter der Pergola. Plötzlich ist es still auf dem Platz und mehr als zwanzig Augenpaare starren gebannt auf die Linse des Objektivs vor meiner Brust. Sanft hakt sich Petra bei mir unter und führt mich arglos plaudernd aus der Gefahrenzone. Wovor diese Männer sich fürchteten?
Sie benehmen sich, als ob ich eine Lupara im Anschlag und den Finger am Abzug hätte. Ist ein Foto, auf dem man zusammen mit dem Falschen der Ehrenwerten Gesellschaft abgebildet ist, vielleicht schon gefährlich? Führt ein Bild, zufällig aufgenommen, auf die Spur eines lang Gesuchten? Offensichtlich will hier niemand dieses Risiko eingehen – Finger weg vom Auslöser!
Die Hüterin der Wallfahrtskirche
Die kleine Madonna mit Kind im Brokatgewand wurde dann auch zum Mittelpunkt der vor vierhundert Jahren gebauten Wallfahrtskirche. Die heute von Franziskanern betreute Kirche legt wenig Wert auf Prunk, sondern auf die Seelsorge, was sie an jedem Tag, nur nicht am 8.September, dem jährlichen Wallfahrtstag, besuchenswert macht.
