Schon den ganzen Morgen lagen ungewohnte Düfte in der Luft, seit wir den Abstieg von Erzherzog Ludwig Salvators Lieblingsresidenz „Son Marroig“ an Mallorcas rauer Westküste in Angriff genommen haben. Zuerst die heiße, frisch aufgebrochene Erde unter den uralten Olivenbäumen, dann das herbe Aroma der Eselsfamilie, die uns aus dem Schatten der Olivenbäume aufmerksam beobachten. Fotografieren ja, streicheln lieber nicht!
Die Morgensonne hat die steilen Klippen noch nicht erreicht, an deren Flanken sich unser Wanderweg in Serpentinen abwärts schlängelt.
Der lichte Wald aus Steineichen, Kiefern, Akazien und allerlei Gesträuch duftet wie in der Provence nach frischen Kräutern, der noch kühle Wind vom Meer bringt salzige Würze mit sich. Und jetzt der viel versprechende Duft der Paella.
„Leider haben wir keinen Tisch mehr frei“ begrüßt mich Lidia auf Spanisch. „Aber wir haben doch vorgestern angerufen und einen Tisch für fünf Personen und eine riesige Paella bestellt“ antworte ich auf Englisch. Bedauernd zuckt sie die Schultern und antwortet lächelnd „… es rufen mich so viele Leute an“. Auch ich schmunzle und sage „Ja natürlich, wir waren letztes Jahr schon mal hier und seit meinem Bericht auf Traumwanderungen steht deine Telefonnummer ganz oben im Telefonbuch jedes meiner Leser, der hier hierher kommt“ und zeige ihr auf meinem iPhone den Beitrag über den Ankerplatz für Nixen.
Sie erkennt die Fotos, freut sich riesig und schmeichelt mir, indem sie vorgibt sich an uns zu erinnern und erklärt „Geht baden und kommt in zehn Minuten wieder, dann ist euer Tisch fertig!“ Natürlich gibt es neben Paella auch andere Gerichte, aber wenn man hier etwas anderes isst, hat man einen der kulturellen Höhepunkte Mallorcas verpasst.
Am kleingehackten Holz gefällter Aleppokiefern sind wir heute Morgen schon vorbeigekommen. Damit hat der Emilio Fernández, Lidia’s Vater, am frühen Morgen die offenen Feuerstellen bestückt und angezündet, damit sie bis Mittag weit genug herunter gebrannt sind. Maria, die Köchin hat seit Stunden den Fond in der riesigen, eisernen Pfanne über dem großen Feuer am Boden in der Mitte der offenen Küche köcheln lassen, der das Geheimnis des vollmundigen Geschmacks der Paella ist. Maria verwendet Rundkornreis, der festkochend ist und bissfest bleibt wie ein gutes italienisches Risotto.
Wir sind uns alle einig: Das ist die beste Paella, die wir je gegessen haben und einer der schönsten Plätze des Mittelmeers, mit einem fantastischen Blick bis zur Insel Dragonera ganz im Süden Mallorcas!

Weitere Infomationen:
- Zu Anfahrt, Parken und dem Weg finden sie unter dem Beitrag „Na Foradada, Ankerplatz für Nixen„.
- Zur Geschichte des Restaurants schreibt Martina Zender in der Mallorca Zeitung
- Wer jetzt gehörig Appetit auf Paella entwickelt hat findet ein prima Rezept bei Volle Kanne.
Der Kaffee zum Abschluss soll uns für den Rückweg wieder Schwung geben, der uns an einem Felsabbruch vorbeiführt, der Lehrstück für Dali’s schmelzende Uhren und Gaudis Tropfkerzenfassaden gewesen sein muss. Den Duft des Holzfeuers haben wir noch lange in der Nase.