In Korsika scheint auch nicht immer die Sonne – zumindest nicht im Mai, wie wir feststellen mussten. Am Plage d’Alistro, an der Ostküste etwa in der Mitte, gibt es aber bei regnerischem Wetter auch Eigentümliches und Abenteuerliches zu Entdecken!
Nach herrlichem Sonnenschein und einem wundervoll blauen Mittelmeer überrascht uns Korsika heute Morgen mit nasskaltem, trübem Regenwetter. Zugegeben, nicht ganz so krass wie die Bilder vom Schneesturm letzte Woche, die uns die Bamberger mit ihrem VW-Bus von ihrer Tour nach Corte in den Bergen gezeigt hatten. Aber alle Mal kein Urlaubswetter, wie man sich das für Ende Mai wünscht.
Kalter Wind und Nieselregen treibt uns zurück ins Wohnmobil, wo ich die Heizung erst mal auf 24° stelle – das ist Minimum, sonst bleib ich im Bett!
Irgendwann haben wir dann ausgefrühstückt, allfällige Emails bearbeitet, den Korsika Krimi ausgelesen und meine bessere Hälfte scharrt langsam mit den Füßen – die Frau muss raus an die frische Luft!
Also runter zum breiten Sandstrand, der sich direkt unter unserem Platz schier endlos nach links und rechts ausbreitet. Nach Norden waren wir gestern noch gewandert: Mal im kalten Meer, mal im heißen Sand, nur um festzustellen, dass die Strandlokale noch im tiefen Winterschlaf liegen. Gelegentlich sägt mal jemand an ein paar Brettern um die Veranda zu reparieren, die die Winterstürme ramponiert haben, aber die unlesbare Speisekarte ist offensichtlich noch aus dem letzten Jahr.
Also wenden wir uns nach Süden und umrunden das kleine Kap mit dem Restaurant Bagheera – das zu unserem Campingplatz gehört und tatsächlich schon bewirtschaftet wird – und landen in der Welt der Fabelwesen. Hier ist der Sandstrand naturbelassen, weil ein Etang im Hinterland diesen Abschnitt unzugänglich macht.
Die Winterstürme haben das Holz, das der Fluss Tavigano bei Aleria aus den Bergen ins Meer gespült hat, nach Norden abgetrieben und immer wieder in der Brandung auf die Felsen geworfen und dann am Strand im feinen Sand glatt geschmirgelt. Viele der Wurzelstöcke umschließen große Kiesel, die untrennbar mit dem Holz verwachsen sind.
Da stolpern wir gleich zu Beginn fast über Fuchur, den Zauberdrachen aus der Unendlichen Geschichte, der sich mit einem anderen Fabelwesen balgt, die Mäuler weit aufgerissen, die Augen mit Kiesel weiß und schwarz glänzend, der Rücken aus stachlichem Drachenhorn drohend zum Himmel gereckt.
Ein Stück weiter entsteigt gerade Nessie mit weit aufgerissenem Maul den dunklen Wassern des Etang, in dem sich die dunklen Gewitterwolken, die sich über den Bergen auftürmen, dramatisch spiegeln.
Und dann entdecken wir den König des Strands von Alistro: Das Nashorn liegt halb versteckt hinter einem stachelblättrigen Strauch im Sand und starrt uns mit seinen schwarzen Augen gefährlich an: Kommt mir nicht zu nahe!
Wir nehmen die Ermahnung aber nicht allzu ernst und schlendern auf einem schmalen Pfad durch den lichten Strandwald zurück zum Campingplatz. Auch ein Regentag hat hier seine Reize, man muss sie nur suchen und entdecken!