Finnland im Winter – ist es da nicht zu kalt? – werden wir oft gefragt. Nein, in keinem Fall! Erstens haben wir eine Sauna zum Äufwärmen nach dem Langlaufen rund um Punkaharju und zweitens ist es auch in Karelien, 350km nördlich von Helsinki, nicht mehr so kalt wie früher.
Wer reisen will muss leiden können
Warum machen wir sowas und das auch noch mitten im Februar? „Wir suchen den Schnee“ trifft es diesen Winter wohl nicht, nachdem in den bayerischen Bergen den halben Januar Dächer von Einsatzkräften abgeräumt werden mussten. Aber das konnten wir noch nicht wissen, als wir im Herbst den Flug nach Finnland und unser Mökki in Punkaharju gebucht hatten.
Was wir im karelischen Winter suchen ist ganz sicher die falsche Fragestellung, es geht vielmehr darum, was wir zu Hause lassen. War es früher der Termindruck, die Verpflichtungen, die vielen Besprechungen und der Stress im Beruf, geht es heute tiefer, mehr um uns selbst, als um die äußeren Einflüsse und Sachzwänge.
Wer ankommt ist noch nicht am Ziel
Den Volvo V40 haben wir vorbestellt, wo es zum Parkhaus geht wissen wir, aber welche Ebene? Im ersten Stock, Platz 115 – Prima, dann mal los!
Mist hier sind keine Mietwagen? Wie beim letzten Mal irren wir herum, fragen uns durch und erinnern uns dann: „Es war P3B – das linke Parkhaus!“
Nach ein paar Extraschleifen auf dem Autobahnring KIII (weil wir die rechte Abfahrt zum Einkaufszentrum verpasst haben) landen wir im JUMBO Prisma. Hier sind wir für die nächsten zwei Stunden beschäftigt unsere Einkaufsliste abzuarbeiten und wieder einmal die essentiellen Fragen des finnischen Lebens mit Google zu klären: Was heißt Rindfleisch auf Finnisch und war „Hirvi“ Rentier oder Elch? Keine Ahnung, aber der zugefrorene Tümpel an der Loipe hinterm Haus heißt Hirvijärvi – könnte also auch Fisch sein!
Diesmal sind wir nicht über Paris geflogen und deshalb auch nicht zu spät für den Alko. Wir bunkern Rotwein für viele Abende und Koskenkorva für den Tee in der Jagdhütte am See.
Durch die Nacht fahren wir dann vier Stunden bei Schneetreiben gegen Norden. Zuerst am Finnischen Meerbusen entlang und dann, nach dem Abzweig nach St. Petersburg, durch Karelien entlang der finnisch-russischen Grenze gen Norden.
Das letzte Stück von Punkaharju zum Enanlahti windet sich die schmale Straße auf dem engen Felsrücken, rechts und links von uralten Kiefern gesäumt, wie ein Aal durch Berg und Tal. Der Schnee ist hier festgefahren und teilweise weißes Eis, so dass wir die Fahrbahn nur daran erkennen, dass dort keine Bäume stehen.
An Harjuniemi vorbei kommen wir am rotbraun gestrichenen Holzhaus mit dem „TERVETULOA“ Schild an – mitten in der Nacht. Wie immer stecken die Hausschlüssel und die wichtigsten Infos im Umschlag mit unserem Namen. Noch ein paar hundert Meter durch tief verschneiten Winterwald, dann liegt da unten am See unser Mökki. Es ist schon ein wenig wie heimkommen!
HAPIMAG Punkaharju in 360°:
Willkommen in Finnland
Wie schön – heute noch keine Loipe! Wir frühstücken ausgiebig mit allem, was unser voll bestückter Kühlschrank hergibt und beschließen: Wir machen heute nichts! Und so wie der Wetterbericht aussieht, morgen auch nicht!
„Faulsein ist wunderbar, ob mit oder ohne Schnee, erst wenn die Flocken wehen und die Sonne lacht, ziehen wir auf die Loipe das es kracht!“ (frei nach Pippi Langstrumpf).
Und siehe da, über Nacht hat Väterchen Frost Einzug gehalten und der karelische Winter uns mit Schnee und nochmals Schnee überrascht. Die milde Wintersonne bringt die herrliche Landschaft zum Leuchten.
Jetzt muss Aari sich mit dem Motorschlitten aber sputen, denn heute werden die Skier angeschnallt und es geht auf die Loipe!