- Arequipa, das weiße Rom Südamerikas
- Kondor über’m Colca Canyon
- Cusco, das Zentrum der Welt
- Machu Picchu – Tempel im Nebelwald
Als wir nach langer Fahrt von der Pazifikküste in den Anden in Arequipa auf der Plaza de Armas vor unserem Hotel ankommen, ist der Bär los! Dieses Wochenende ist Fiesta und die Menschen flanieren Eis schlürfend zu dröhnend lauter Blasmusik unterschiedlichster Kapellen auf dem großen Platz vor der Kathedrale. Das kann ja heiter werden!
Am Wochenende ist Fiesta in Arequipa
Mir ist immer noch ein wenig dizzi im Kopf, aber starker Kaffee und Mate de Coca helfen ganz gut, um wieder auf Touren zu kommen. Am liebsten würde ich hier oben sitzen bleiben und einfach staunen.
Aber dieses Wochenende ist Fiesta in Arequipa, der heimlichen Hauptstadt des südlichen Peru. Das ist nichts Besonderes, denn mit ein paar Ausnahmen ist in der Trockenzeit von Mai bis Oktober fast jedes Wochenende was los. Anlass ist immer einer der unzähligen katholischen Heiligen, dem eine Kirche geweiht ist, die man hier an jeder Ecke findet. Nicht umsonst gilt Arequipa als das Rom Südamerikas.
Als wir unten auf die Plaza de Armas treten, wimmelt es nur so von Menschen. Alles ist vertreten! Alt und jung, reich und arm, in Tracht oder schick gekleidet und vor allem in Uniform. Alle freuen sich, die Verkaufsstände mit Churras und Eis sind umlagert und aus allen Ecken dröhnen die Pauken und Trompeten der Straßenbands, die nacheinander aufmarschieren.
Gleich an der Südostecke ist die Iglesia de la Compania von 1698 mit ihren reichen Blumen und Rankenmustern an der Fassade. Hier war früher der Konvent der Jesuiten, deren Kreuzgang mit den reich verzierten Säulen und dem herrlich gelb blühenden Flammenbaum heute Souvenirläden als Verkaufsraum dient.
Wir schlendern um den Häuserblock ein wenig weg vom Trubel zur Iglesia de la Merced, die wie vieles hier aus dem weißen Vulkanstein Sillar gebaut wurde und eher einer Trutzburg als einem Gotteshaus ähnelt. Vorbei am heute geschlossenen Museum Sanctuaria Andino mit der Mumie von Juanita, einem jungen Mädchen, das die Inkas den Göttern auf dem Vulkan Ampato opferten, um für Regen und eine gute Ernte zu bitten.
Einkaufsbummel in Arequipa
Hinter der Kathedrale ist das Casa Tristan del Pozo, ein General, der sich seine massive Stadtvilla aus Vulkanstein bauen ließ und deren Portal in einer großartigen Steinmetzarbeit den Kandelaber artigen Stammbaum von Jesus zeigt. Heute gehört das Gebäude einer Bank, beherbergt aber auch eine Kunstgalerie, die fantastische Bilder vom in Arequipa geborenen Schriftsteller und Maler Teodoro Núñez Ureta im Stil von Diego Rivera zeigt.
Hinter der Kathedrale sind in einer schmale Gasse Souvenirläden, Restaurants und Cafés. Da hier offensichtlich jeder Besucher Arequipas vorbeikommt, posieren auch Frauen in mehr oder weniger fantasievollen, bunten Trachten mit einem Lämmchen oder einem Lama für die Touristen. Um die Mittagszeit wird es in der strahlend hell vom Himmel knallenden Sonne doch ganz ordentlich heiß und wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten für einen starken Kaffee.
Eine alte Peruanerin zeigt uns ihre selbst gestrickten, putzigen Lamas, die ab sofort an unseren Taschen baumeln und darauf aufpassen. Es hat funktioniert!
Kirchen und Klöster an jeder Ecke
An der Kirche San Augustin fährt eine mit Blumen geschmückte, schwarze Limousine aus dem letzten Jahrhundert vor und eine weiße Braut mit langem Schleier eilt auf die wartenden Gäste zu. Alle haben sich mächtig aufgebrezelt und in Schale geworfen – Pariser Schickli und peruanische Füße. Lustig!
Das Kloster „Santa Catalina“ entpuppt sich als kleine Stadt in der Stadt, das von Maria de Guzman 1576 gegründet wurde. Sie war die 1543 geborene Tochter des Conquistador Hernando Alvarez de Carmona und der Leonor de Guzman und als sie im Alter von 30 Jahren kinderlos Witwe wurde, beschloss sie, Nonne zu werden und ihren eigenen Konvent zu gründen.
Am Sonntag den 2. Oktober 1580 legte sie ihren Eid ab und nahm schon am nächsten Tag den Schleier, um mit ihrer Sklavin ins Kloster zu gehen. Ihr sollten viele nachgeborene Töchter aus reichem Haus mit ihren Bediensteten folgen, die mit ihrer Mitgift für Wohlstand und Sicherheit sorgten. Das Leben hinter Klostermauern war feudal in kleineren und größeren Apartments mit eigener Küche und kontemplativ mit Musik, Kunsthandwerk, dem Studium heiliger Schriften und natürlich dem Beten für das Seelenheil der ganzen Familie draußen.
Das Kloster beherbergte zur Blütezeit bis zu 450 Schwestern und ihre Bediensteten, was in schlechten Zeiten dazu führte, dass Handarbeiten und Produkte des Klosters und sogar Sklavinnen für Lebensmittel eingetauscht werden mussten.
Das Labyrinth von Santa Catalina in 360°:
Peruanische Schätze
Nach längerem Herumstrolchen zum Fotografieren und Schauen, durch enge Gassen, vorbei an den Wäschebecken im Garten, ein Selfie am Brunnen, der Blick auf die Vulkane vom Dach der Kuppelkirche in die dunkel geräucherte Küche in der ehemaligen Kapelle – irgendwann landen wir im Museumsshop, da gibt es doch die passenden Heiligen Drei Könige zur Krippe der Kinder – das ist ein tolles Souvenir!
Jetzt aber schnell gegenüber zum späten Mittagessen im CHICHA, sonst wird unser reservierter Tisch noch vergeben. Wir sitzen gemütlich im Gewölbe und essen endlich mal wieder frischen Salat. Ravioli und Canneloni auf peruanisch – ein unvergleichlicher Genuss! Zwei Stunden später rollen wir aus dem absolut zu empfehlenden Lokal. Was uns aber wundert: Die Preise sind hier echt saftig, fast teurer als bei uns und doch ist das Lokal rappelvoll und das nicht nur mit Touristen.
Sundown auf dem Dach
Unten auf der Plaza spielt jetzt das Polizeiorchester, die Honoratioren aus Stadtverwaltung, Polizei und Militär sitzen auf den Tribünen und die Leute stehen in mehreren Reihen drum herum. Es marschieren verschiedene Kompanien auf, zum Teil choreografisch echt gekonnt. Dazwischen ländliche Volkseinlagen schon nicht mehr so professionell, aber mit viel Spaß für die Teilnehmer.
Jetzt wird’s wieder schnell kalt und wir gehen auf’s Zimmer duschen (lauwarm) und ab ins Bett, denn morgen wartet mit der Fahrt zum Colca Canyon eine große Herausforderung auf uns.
Arequipa ist definitiv die schönste Stadt Perus – das dürfen Sie nicht versäumen!