Ganz oben in Deutschlands Nordosten – von Einheimischen wie Touristen ein wenig respektlos „MeckPomm“ genannt, haben die Gletscher der letzten Eiszeit Granitkugeln aus Skandinavien in allen Größen hinterlassen. Beim Abschmelzen wurden durch die Gletscherflüsse dann tiefe Gräben aus den Endmoränen der zurückweichenden Eismassen gespült, die als tiefe, klare Seen heute ein Paradies für Urlauber sind, die das einfache Landleben in unverbrauchter Natur lieben.
Carwitz, Idylle zwischen den Seen
Auch sonst erinnern die hohen Feldsteinmauern, die in allen Farben blühenden Hortensien und die Stockrosen an ein kleines bretonisches Dorf. Nur ist statt dem Calvaire eine kleine Fachwerkkirche der Mittelpunkt, deren Eisengussglocken neben der Kirche in einem niedrigen Glockenstuhl hängen. Die originalen Bronzeglocken wurden schon im ersten Weltkrieg eingeschmolzen und zu Munition verarbeitet.
Ein wenig den Hügel hinunter, bei der Kneipe „Am Carwitzer Eck“, ist die Umtragestelle für die Kanus, die vom Carwitzer See in den Schmalen Luzin wechseln wollen, um auf diesem weiter nach Feldberg zu paddeln.
Hans Fallada im Rausch des Schreibens
Das hatte er bitter nötig, war er doch sein ganzes Leben lang ein Getriebener, der keinen rauschhaften Höhenflug ausließ, sei es durch Kaffee, Cognac und Zigaretten, durch Morphium und Schlaftabletten. Aber auch durch seine Romane, die er im Rausch des Schreibens in wenigen Wochen zu Papier brachte, die sich förmlich aus seiner Feder Bahn brachen, um zu Papier gebracht zu werden. Kaum verwunderlich, dass manchmal nur ein Aufenthalt im Sanatorium ihm wieder auf die Beine helfen konnte.
Das Museumshaus
Sein Haus und der riesige Obstgarten am See sind heute ein kleines Museum, dessen Idylle nur scheinbar über die dramatischen Szenen hinwegtäuscht, die sich hier abgespielt haben. Wir saßen lange Zeit im bezaubernden Wintergarten mit dem langen Bücherregal und den Zimmerlinden und hörten die Geschichte der Carwitzer Zeit – sehr ergreifend! (Wolfgang Rödel: „Hans Falladas Jahre in Carwitz“)
Das große Arbeitszimmer, bei dem man beim Betreten aus dem Flur fast über den Schreibtischstuhl stolpert, mit den chinesisch anmutenden Regalen in schwarzem Lack und roten Kanten, die gemütliche Sofaecke mit Couchtisch, Bücherregal und Lesesessel wirken sehr einladend. Fast riecht man noch den Rauch der vielen Zigaretten.
Den frechen Dachs Fridolin entdecken wir im Dachgeschoss des Treppenhauses, wo er ausgestopft auf dem Fensterbrett im Augenfenster Modell steht und uns daran erinnert, dass der Fridolinwanderweg den Spuren dieser Geschichte folgend um den Schmalen Luzin bis zur alten Seilfähre führt und dann auf dem Bergrücken des Hullerbuschs durch uralten Buchenwald zurück nach Carwitz.
Eine Traumwanderung, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Es lohnt sich schon ihretwegen nach Carwitz zu kommen und ein paar Tage Urlaub zu machen!