Krk ist als Insel und als Städtchen einen Besuch wert. Die Insel mit ihren Stränden am Tag, die Stadt mit ihrer Kultur und ihrem Savoir Vivre am Abend und in der Nacht. Lassen Sie sich das nicht entgehen!
Krk von den Türmen des Kastells betrachtet
Der Südwind weht heute Abend nur lau und schafft es nicht, die Blätter der Steineichen zum Zittern zu bringen. Badetag für die Einwohner und Feriengäste von Krk. Alles tummelt sich auf den betonierten Uferkais östlich der Altstadt und sucht Abkühlung im lauwarmen Wasser der Adria.
Staunend sehen wir dem Getümmel zu. Es ist früher Abend, wir sind gerade erst mit der Autofähre von Rab auf Krk angekommen, haben unser Wohnmobil auf dem Hof von Felix abgestellt, der dort eine privates Autokamp in kürzester Entfernung zur Altstadt betreibt.
Vom Stadtstrand schlendern wir der untergehenden Sonne entgegen und betreten Krk sozusagen durch die Hintertür. Zwei uralte Mauern verbergen was rechts und links der Straße ist und erst als sich die Gasse nach ein paar Metern zu einem kleinen Platz mit einem Restaurant weitet, wird es belebter. Wir halten uns links und erreichen nach wenigen Schritten einen kleinen Park mit alten Kiefernbäumen und Lorbeerhecken, der einen wunderbaren Ausblick auf das Meer und die Segelschiffe bietet, die den Hafen zum Übernachten ansteuern. Begrenzt wird der Park durch eine wuchtige Mauer und einen mächtigen Rundturm, der an die Kanonentürme der Nürnberger Altstadt erinnert. Beides gehört zur 700 Jahre alten Burg der Frankopanen, deren Geschlecht bis zur Eroberung durch den Dogen von Venedig die Inseln der Kvarner Bucht beherrschte.
Das Kastell, wie die Burg hier heißt, ist ein Kasten mit vier Ecktürmen, bei dessen Besichtigung die ausgestellte Rüstung und die Musketen neben dem Blick über die Dächer der Altstadt das Interessanteste sind.
Ein paar Schritte weiter biegen wir in die Gewölbegasse ein, von der man die Kathedrale durch das Hauptportal betreten kann. Den Kampanile mit dem Trompetenengel haben wir schon vom Kastell aus bewundert. Ob er wohl auch wie St. Euphemia in Rovinji den Fischern die Windrichtung anzeigen kann?
Die Kathedrale ist ein Zeugnis des immer währenden Wandels der Kulturen. Die Römer betrieben hier eine Therme, welche die frühchristlichen Gläubigen zur Taufkirche umwidmeten. Selbst heute noch tragen römische Säulen und byzantinische Kapitelle die Gewölbe der im Kern romanischen Basilika.
Wir schlendern weiter in Richtung Hafen und betreten den Pier durch die kleine Hafenpforte, die unscheinbar zwischen unzähligen Restaurants verschwindet. OK, hier ist die „Fressgass“ von Krk – nicht so unser Fall! Wie gut, dass die Sonne schon hinter den Dächern verschwunden ist und ich mich an ein perfektes Plätzchen für einen Sundowner erinnere: Der „Secret Garden“ des Restaurant VOLSONIS!
Wir biegen nach rechts um den Turm der niedrigen Stadtmauer, um nach etwa 30m zwischen den Bänken eines Straßenlokals durch eine schmale Pforte nach einem überraschenden Knick in einem Garten mit Säulenresten und Trümmern einer römischen Villa zu landen. Marillenbäume und Büsche begrünen ein etwas chaotisches Ambiente, dessen Krönung eine, zu einem Brunnen umgebaute Mörtelmischmaschine darstellt. Wir bestellen Cocktails und der Abend kann beginnen!
Langsam lässt die Hitze des Tages nach und wir beschließen hier im Garten zu essen und heben uns den Gang durch die Katakomben auf, bis wir das Volsonis durch verschlungene Gänge und Treppen, vorbei an ausgegrabenen Fundamenten und Mauern einer antiken römischen Villa, verlassen.
Die Geister der Nacht
Als wir am „Alten Platz“ aus der Türe treten, ist es bereits Nacht. Wir bewundern den achteckigen Brunnen und den quadratischen Turm mit der Uhr und fühlen uns um Jahrhunderte zurück versetzt. Dieser Eindruck wird fast zur Gewissheit, als wir durch die verlassenen Gassen der Altstadt dem Nordtor zustreben, dem Höhepunkt unseres abendlichen Abenteuers entgegen.
Dort spielt heute Nacht nämlich die kroatische Folk-Rocksängerin Irena Zilic mit ihrer Band Lieder in kroatischer Sprache und in Englisch. Nach ein paar Takten haben wir uns in ihren rockigen, manchmal metallischen Sound eingehört und sitzen begeistert mit vielen Anderen auf dem Platz des „Kleinen Vatikan“ um Liedern wie „Afterglow“ zu lauschen:
„What a night, what a night.
Ghosts made out of city lights
Glistening silver dots
In a room without a view”
Still trollen wir uns durch die spärlich beleuchteten Gassen bis zum Platz vor dem Kastell, um von dort durch die Dunkelheit zu wandeln, immer auf der Hut vor den Geistern der Nacht.