Eiskalte Kunst

Väterchen Frost hat Karelien fest mit seiner eiskalten Faust umschlossen. Hier, auf der finnischen Seite, sind die Wasser der Saimaa Seenplatte endlich so tief gefroren, dass die Motorschlitten auf den Winterstraßen die Abkürzung quer über den Puruvesi nehmen, wenn die Finnen am Sonntag mit achtzig Sachen zum Gottesdienst nach Kärimäki über den See brettern.

Noch zu Silvester hatte der warme Südwestwind die Wellen so gegen das vereiste Geländer des Bootsstegs gepeitscht, dass die aufsprühenden Tropfen bizarre Eiszapfen an den quer liegenden Streben des Geländers gebildet hatten.

Die Sonne steigt golden aus dem Birkenwald hinter unserem Blockhaus und taucht die schneebedeckten Felsen, die wie Zwergenhäuser im tiefverschneiten Auenland wirken in ein unwirkliches, blaues Licht. Von den hohen Bäumen hängen die vom Reif mit winzigen Kristallen gesäumten Reiser wie Lametta vor dem tiefblauen Himmel.

In Mikkeli haben Künstler aus Sibirien, China, Russland, der Schweiz und den Niederlanden, Finnland  und der Mongolei diese Woche Eisblöcke aus dem reinen Wasser des Puruvesi geschnitten und aufeinander getürmt, um vergängliche Kunstwerke zu schaffen. Wir haben Glück, diesmal hat es noch nicht geschneit und die Sonne lässt das Mammut und den Eisvogel im hellen Licht erstrahlen.

Still und ergriffen bestaunen wir die Barke mit dem Sonnenrad und den fliegenden Wildgänsen, die vor der dunklen, uralten Mauer von Olavinlinna Castle wie ein Altar aus uralter Zeit erstrahlt. Der eiskalte Winter hat auch sein Gutes!