Artikelserie Apulien
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- Apulien erleben und träumen
- Die Töpfer von Grottaglie
- 3000 Jahre Manduria
- Apuliens Ionische Küste
Mehr Geschichte Apuliens, auf weniger Raum, in kürzerer Zeit als in Manduria kann man nicht erleben. Also perfekt für uns Urlauber!
Wir folgen den Wegweisern zur archäologischen Zone und parken unser WoMo direkt beim Ticketverkauf in der alten Kirche an der Ecke. Obwohl wir mal wieder pünktlich zur Mittagspause eintreffen, führt uns ein freundlicher Mitarbeiter der Kooperative sachkundig durch die Geschichte. Da er Architekt ist, wird es natürlich auch Baugeschichte, bis hin zum Selbstversuch einen schweren Stein der Stadtmauer auf Rollen zu bewegen.
40°24'25''N 17°38'33''E

Parkplatz direkt gegenüber dem Ticketverkauf mit ein paar Schatten spendenden Bäumen
Zweitausend Jahre Kirchengeschichte
Wir fangen in der Neuzeit des 18. Jhdt an, bei San Pietro Mandurino, einer kleinen Kreuzkuppelkapelle, die 1724 restauriert wurde, aber bereits etwa tausend Jahre alt ist. Unser Architekt erklärt die Bauweise des falschen Gewölbes, wie wir es bereits aus den Trulli von Alberobello kennen. Eigentlich bildet dieses aber nur eine Vorhalle zu einer breiten aber steilen Treppe in das Hypogäum der byzantinischen Mönche aus dem fünften Jahrhundert. Diese mussten damals vor den Bilderstürmern Ostroms fliehen und fanden eine neue Heimat in Apulien, wo sie vor allen in Höhlenkirchen Zeugnis ihres Glaubens mit wundervollen Fresken hinterließen.
Hier in Manduria nutzten sie aber eine noch tausend Jahre ältere Gruft aus der messapischen Zeit der Stadtgründung Mandurias um 800 v.Chr. Natürlich hat Simon Petrus, der erste Papst als Nachfolger Christi, in Taranto italienischen Boden betreten (wie in allen anderen Hafenstädten Apuliens auch). Tarantum, die griechische Kolonie wenige Kilometer westlich Mandurias an der Küste des Ionischen Meeres gelegen, war die größte Stadt des hellenischen Reiches, der Magna Greca. Dass er in Taranto gelandet ist und dann Manduria besucht hat ist nicht unwahrscheinlich, schließlich war es Hauptstadt der Einwohner des Salento, die 800 Jahre vorher aus Illyrien ausgewandert waren.
Nochmal tausend Jahre Vorgeschichte
Viel älter ist das messapische Quellheiligtum, genannt Quelle „Plinius des Älteren“, der in seiner Naturgeschichte der Welt sie zu den Weltwundern zählte. Von oben nur durch einen runden Brunnenschacht erkennbar, in dem ein Mandelbaum wächst, führt eine breite Treppe in eine Kaverne in acht Metern Tiefe. Wie ein afrikanischer Steppenbrunnen ist der Boden auf dem Niveau eines Grundwasserstroms, der aus den horizontalen Gesteinsschichten des Karts in eine Rinne und diese in ein quadratisches Auffangbecken tropft. Über eine Röhre wird das Wasser dem zentralen Brunnenschacht in der Mitte der Kaverne zugeführt. Der Schacht wurde in römischer Zeit ummauert, um eine Verschmutzung durch den umgebenden Lehmboden zu vermeiden.
Das Wunder war für Plinius aber nicht die Tatsache in einer trockenen Karstebene eine nie versiegende unterirdische Quelle zur Verfügung zu haben – vermutlich einer der wesentlichen Gründe Manduria hier anzusiedeln und zu befestigen, sondern die Beobachtung, dass unabhängig davon wieviel Wasser aus dem Brunnen entnommen wurde oder wieviel Wasser aus der Quelle am Rande der Höhle nachfloss, in beiden Becken der gleiche Wasserstand zu beobachten war.
Ein bisschen mehr Nachdenken hätte ihn vielleicht damals schon das Prinzip der kommunizierenden Röhren entdecken lassen … und seinen Herrschern den Bau aufwändiger Aquädukte erspart!
Ein bisschen mehr Nachdenken hätte ihn vielleicht damals schon das Prinzip der kommunizierenden Röhren entdecken lassen … und seinen Herrschern den Bau aufwändiger Aquädukte erspart!
Genug Geschichte für heute
Uns macht so viel Geschichte und Kultur hungrig! Wir fahren also ins Stadtzentrum, das um diese Zeit verlassen ist, wie bei Luftalarm. Nach einigen rechts und links durch die Gassen finden wir eine Osteria, die unsere leiblichen Bedürfnisse würdigt.
Ein Volltreffer: Vorspeisen zum träumen und Spaggetti mit Pesto zum sattwerden!
Osteria dei Mercanti

Typische Küche der ‚Caserecchia‘ mit Vorspeisentellern, die alles andere nebensächlich machen. Via Sen. G.Lacaita 7, 74024 Manduria