Das urzeitliche Jurameer hat in Franken vielerorts seine verfallenen Korallen- und Schwammriffe als Felsentürme und vom Regenwasser tief eingeschnittene Täler hinterlassen. An besonders ausgesetzten Stellen bauten Raubritter ihre fast uneinnehmbaren Burgen und besonders mystische Plätze, wie der Druidenhain bei Wohlmannsgesees, wurden zu sagenumwobenen Orten.
Romantische Felsenkulisse
Bis vor mehr als vierhundert Jahren der im nahen Wonsees geborene Humanist Friedrich Taubmann den romantischen Flair des ihm aus seiner Kindheit bekannten Hains in einem poetischen Werk mit Ithaka, der Heimat von Odyseus und Telemach, verglich. Oder vielmehr mit dem, in den Dichtungen Homers beschriebenen Ideal eines Inselreichs. Denn wer heute Ithaka besucht, wird schnell feststellen, dass die fränkische Heimat weit romantischer ist und das nicht erst seit britische Pensionäre die Insel Ithaka als Heim für ihren Ruhestand entdeckt haben.
Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, der die Burg Zwernitz als Jagdschloss nutzte, ließ rund einhundertfünfzig Jahre später den Hain und das zwischen Burg und Felsen liegende Grasland in eine romantische Gartenanlage umgestalten. Rund um ein tiefer liegendes Parterre mit Blumenbeeten und Buchsbaumrabatten im französischen Stil bepflanzt, errichtete er den Morgenländischen Bau als fürstliches Feriendomizil um einen große Buche im Innenhof herum, den Küchenbau gegenüber sowie rechts und links je ein Kavaliershäuschen, diese sind heute jedoch nicht mehr vorhanden.
Von Lustgrotten und Liebesfelsen
Diese sind zwar ebenso verschwunden wie die kleinen, hölzernen „Retiraden“, in die man sich diskret zum tête-à-tête zurückziehen konnte. Heute ersetzt das grüne Blätterdach von Ahorn und Buche die Laubengänge. Auch die Staffage des Lustkabinetts auf dem Belvedere-Felsen und der Pavillion auf dem Aeolusturm sind längst „auf Abbruch verkauft“. Die französisch akkurate Anlage hat sich im Lauf der vielen Jahre in einen romantischen, englischen Landschaftsgarten verwandelt und lädt nach wie vor zum“Lustwandeln“ ein.
Ganz so, wie es sich Ernst Moritz Arndt schon 1798 wünschte: „Nichts sagen will und mag ich von den Brockelhäusern am Eingang des Parks, nichts von den zierlichen Häusern und Tempelchen im Walde auf den höchsten Felsenrücken, lass sie zerfallen und zertrümmern, die große Natur bleibt und bedarf keiner Kunst!“
Dabei war der Felsengarten schon während der Bauzeit fünfzig Jahre vorher unvergleichbar: „Ah, c’est sans pareil!“ soll eine Hofdame entzückt ausgerufen und damit den Markgrafen zur Umbenennung des ganzen Ortes in „Sanspareil“ inspiriert haben.
Die Felsengipfel, Grotten, Höhlen und Felsspalten wurden von ihr mit den Prüfungen und Abenteuern Telemachs assoziiert, entsprechend benannt und ausstaffiert. Dass die erotische Fantasie dabei nicht zu kurz kam, zeigt ein Kupferstich des „Felsens der Liebe“, an dessen linker Seite der Pansitz auf ein romantisches Stelldichein wartet, die Grotte an der rechten Seite auf ein intimeres Geborgensein und der schmale Felsspalt zwischen den beiden weich geformten Felsen stufenweise zur Glückseligkeit führt – welch eine eindrucksvolle Symbolik!
Der Orchestergraben ist zwar ziemlich eng, aber viel mehr als ein kleines Kammerorchester war sicher auch nicht nötig, um hier zu musizieren. Die Fantasie Taubmanns, den ganzen Prospekt mit Telemach, den Sohn von Odyseus in Verbindung zu bringen, wurde von der Markgräfin aufgegriffen und bis ins Detail weiter gesponnen. Als Vorlage diente ihr der Roman „Die Abenteuer des Telemach, Sohn des Odyseus“ von Francois de Salignac de La Mothe-Fénelon, einem französischen Erzbischof, der diesen Erziehungsroman für den Enkel von Ludwig XIV. schrieb, zu dessen Erzieher er berufen worden war ( zur deutschen Ausgabe).
Einblenden des Podcast Players mit Liste der Titel und Download button (PODCAST durch Dateiname ersetzen und die Zeilenumbrüche entfernen:)