Wenn am Dreikönigstag die Stern-Singer in Franken von Haus zu Haus und von Hof zu Hof ziehen, folgen sie uralten Wegen, auf denen schon vor Jahrhunderten Könige und Markgrafen, Marketenderinnen und Pilger wanderten.
1000 Jahre Bistum Bamberg
Kaiser Heinrich II gründete vor tausend Jahren das Bistum Bamberg und machte es mit zahlreichen Schenkungen zu einem bedeutenden Machtzentrum im ostfränkischen Reich. Forchheim mit seiner karolingischen Pfalz im Regnitztal gehörte auch dazu. Neben der fränkischen Bevölkerung lebten im Gebiet der fränkischen Schweiz und der Oberpfalz Sippen slawischer Wenden, die Jahrhunderte vorher aus Böhmen und dem Donaugebiet eingewandert waren.
Um diese Regnitz-Slawen zu missionieren und seinem Reich auch kulturell anzugliedern, belehnte der Kaiser freieigene Reichsministerialen mit Gütern östlich der Regnitz, die sie durch Brandrodung urbar machten und mit eigenen Burgen sicherten.
Wenn wir am Dreikönigstag mit den Sternsingern auf dem Marloffsteiner Höhenzug am Westrand der Frankenalp von Erlangen nördlich wandern, durchqueren wir einige dieser Besitzungen und bewundern ehemalige Adelssitze aus der Zeit der Markgrafen, die auf den Grundmauern dieser uralten Burgen stehen.
Schoss Atzelsberg
Die Burg wurde im zweiten Markgrafenkrieg und während des Dreißigjährigen Krieges zerstört und erst 1705 als Rittergut mit eigener Jurisprudenz in Form eines Schlosses in seiner heutigen Form wieder aufgebaut. Über hundert Jahre war es dann im Besitz der Familie von Wahler, die uns am Ende unserer Wanderung noch einmal begegnen wird.
Schloss und alter Brunnen in Marloffstein
Wir wandern auf dem Markgrafenweg nach Süden, bis wir dem Höhenweg nach Osten in Richtung Marloffstein folgen. Fast 500 Jahre waren die Burg und die Ortschaft im Besitz der Familie Gründlach, bis der Bamberger Bischof Leopold, einer ihrer letzten Nachkommen verfügte, dass große Teile seiner Besitzungen dem Bistum als Lehen aufgetragen werden sollten.
Die Burg Marloffstein mit allen Gütern veräußerte seine Schwester dann 1341 an das Domkapitel zu Bamberg, die daraufhin den Bamberger Vögten als Wohnsitz diente. Da sie 200 Jahre später abbrannte, sind von ihrer ursprünglichen Form nur noch die hohe Mauer im Wassergraben zu erkennen.
Um 1700 wurde die Burg im Rahmen der Barockisierung von Sebastian von Stauffenberg, dem Oberamtmann des Bischoffs, zum Schloss umgebaut, von dem heute nur noch der Südflügel erhalten geblieben ist. Der alte Brunnen gegenüber stammt etwa aus der gleichen Zeit.
Zurück auf dem Höhenzug und dem Markgrafenweg bietet sich bei dem Feldaltar zur „Heiligen Dreifaltigkeit“ ein Blick bis Forchheim und Bamberg sowie zum schneebedeckten Walberla, dem Hetzleser Berg im Norden und im Süden dem Kalchreuther Höhenzug nach Nürnberg .
Der Feldaltar mit der Bronzetafel wurde erst im letzten Jahr restauriert und wieder geweiht. Aus heimischem Rhätsandstein im Jahr 1787 erbaut, ersetzte der Altar an dieser Stelle ein Holzkreuz mit Christusfigur. Zunächst schmückte ein Holzbild mit der Darstellung der Dreifaltigkeit den Altar, das morsch geworden, im Jahr 1920 durch den jetzt ausgebesserten Bronzeguss ersetzt wurde.
Die Sternsinger in Ebersbach
Je weiter wir nach Osten wandern, desto mehr bläst der eisige Wind über die Höhe und auf den schmalen Rinnsalen bilden sich wundersame Eisblumen, unter denen das Wasser gluckert. Die Obstbäume stehen schwarz im strahlend blauen Himmel und greifen mit ihren kahlen Ästen nach den dünnen Sonnenstrahlen.
Am Ortseingang von Ebersbach ist das Haus Nr. 5, ein renoviertes Fachwerkhaus aus dem 18. Jhdt. weihnachtlich geschmückt und die Sternsinger warten schon auf uns. Nach einer uralten Sage soll Melchior der erste der Weisen gewesen sein, ein Greis mit weißem Bart, Caspar der zweite dagegen ein bartloser Jüngling und der dritte Balthasar mit dunklem Vollbart und alle drei gekleidet wie Syrer. Während die Legende sie als Sterndeuter, Philosophen und Magier darstellt, schrieb Tertullian später, sie seien wie Könige aufgetreten.
Wir begleiten die Sternsinger, die heuer Kinderarbeit in Indien zu ihrem Anliegen machen:
Sternträger: In dunkler Nacht ist uns erschienen ein Stern, der uns nicht ruhen ließ.
Wir folgten ihm auf seinen Wegen, zu sehen, was er uns verhieß.
Kaspar: Gottes Sohn ist uns geboren, freudig rufen wir es aus.
Frieden wünschen wir den Menschen, Gottes Segen jedem Haus.
Melchior: Hütten, Zelte, Keller, Straßen, Kinder nennen dies ihr Heim.
Ihre Welt soll heller werden, dazu laden wir euch ein.
Balthasar: Eure Gaben, die wir sammeln, helfen Kindern Zukunft geben.
Und was wir zusammentragen, bringe Freude in ihr Leben.
Sternträger: Gottes Segen euch geleite, durch dies neue Jahr euch führ.
Christus mansionem benedicat 2018 schreiben wir an diese Tür.
Nachdem wir uns im Gasthaus Traube aufgewärmt und mit Wiener Schnitzel und fränkischem Schäuferla bei einem gutem fränkischen Bier gestärkt haben, machen wir uns auf den Rückweg, aber nicht ohne am alten Bauernhof die künstlerische Weiterentwicklung der Mauer am Misthaufen zu bewundern. Dort hat das durchsickernde Wasser das Ochsenblutrot teilweise weg gewaschen und gelbem Schwefel Platz gemacht. Aus dem Mörtel sintert weißer Kalk und das grüne Gras zwängt sich aus den ersten Ritzen im Putz. Die Natur fängt schon an, ihr großartiges Werk zu zerstören – was soll das bedeuten?
Schloss Adlitz und die Märchenweiher
Wir verabschieden uns von den Stern-Singern am gusseisernen Kreuz von 1899, das eine Marienfigur unter dem Gekreuzigten trägt und wenden uns dem alten Jakobsweg zu, der vom Hetzleser Berg kommend nach Adlitz führte.
Von dort, wo wir den Fahrweg nach Langensendelbach auf einem schmalen Pfad in den Wald hinein verlassen, ist Stille angesagt, da hier Rehe und Hasen ihr Rückzugsgebiet haben – wenn Sie kein Reh entdecken können, sind Sie zu laut!
Das Adlitzer Schloss wurde im Markgrafenkrieg und während des dreißigjährigen Krieges „nur“ gebrandschatzt und verwüstet, was wohl bedeutet, dass die Mauern und das Dach weitgehend erhalten blieben bis Christian Friedrich von Rabenstein vor 300 Jahren auf den Resten der alten Turmhügelburg das neue Schloss Adlitz erbaute. Der achteckige Treppenturm steht neben dem Eingang an der Ostseite. Heute ist das Schloss in Privatbesitz und nur gelegentlich bewohnt und selten zu besichtigen.
Das Gasthaus Ludwigshöhe vor dem Adlitzer Schloss hat im Winter geschlossen und so wandern wir weiter auf dem Markgrafenweg, der von Marloffstein herunter, mit einem Abstecher an den Schwanenweihern vorbei nach Atzelsberg führt.
Ehe wir den Wald verlassen besuchen wir noch linker Hand die beiden Quellen im Burgsandstein, die in der Zeit der Romantik gefasst wurden. An der westlichen erinnert eine Tafel an Minna und Albrecht von Wahler (1784 -1849) die damaligen Besitzer von Schloss Atzelsberg, der als Rentbeamter die säkularisierten Güter des Erzbistums Bamberg verwaltete, die wir durchwandert haben.